„Das freiwillige Sozialjahr und der Zivildienst müssen finanziell gleichgestellt werden, um mehr Menschen für den Einsatz in Hilfsorganisationen zu gewinnen“, fordert Samariterbund Geschäftsführer Christian Dengg im PULS-Interview.
Haben Sie genug freiwillige Mitarbeiter im Pflegewesen und im Rettungsbereich?
Dengg: Wir sind grundsätzlich gut versorgt, sind aber immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Leider nimmt das Engagement zur Freiwilligkeit leicht ab. Als gemeinnütziger Verein sind wir aber auf die Ehrenamtlichkeit sehr stark angewiesen.
Wie sieht es in Sachen Zivildienst aus?
Dengg: Wir haben im Bundesland Salzburg 115 Zivildienstplätze. Das ist rund ein Drittel unseres gesamten Teams. Jetzt kämpfen wir allerdings mit geburtenschwachen Jahrgängen. In den ersten zwei Quartalen dieses Jahres hatten wir Probleme, die Zivildienstplätze voll besetzen zu können. Das heißt, der Personalstand in diesem Bereich schwankt sehr stark. Dem kann man nur schwer begegnen.
Gibt es hier einen Wunsch an die Politik?
Dengg: Derzeit beträgt die reguläre Zivildienstzeit neun Monate. Unser Wunsch ist es, dass Zivildienstleistende freiwillig auf bis zu 12 Monate verlängern können. Das hat es schon einmal gegeben und wir wissen aus Erfahrung, dass dieses Angebot von vielen in Anspruch genommen wird. Das würde uns zwischen 10 und 20 Prozent mehr an Zivildienern bringen und uns damit über die geburtenschwachen Jahrgänge helfen. Das wäre ein Modell ohne Zwang und Verpflichtung und würde beide Seiten, sowohl uns als Organisation, als auch den freiwilligen Zivildienern helfen.
Können sich auch Frauen für ein freiwilliges Sozialahr melden?
Dengg: Das ist grundsätzlich möglich und wird auch in Anspruch genommen. Die Problematik beim freiwilligen Sozialjahr für Frauen – und auch Männern - ist, dass dieses finanziell nicht so gut ausgestattet ist, wie der reguläre Zivildienst. Gerade, wenn man gewisse Fixkosten hat, ist es für Frauen schwer diese weiter zu bestreiten. Wenn hier eine finanzielle Gleichbehandlung mit dem Zivildienst gegeben wäre, würden mehr junge Frauen ein freiwilliges Sozialjahr leisten.
Stichwort Sommerbeginn: Mit welchen Einsätzen ist die Wasserrettung am meisten befasst?
Dengg: Unsere Wasserrettung am Zeller See ist in vielen Bereichen im Einsatz. Das reicht von Sucheinsätzen bis zur Bergung und Rettung von Seglern am See bei gefährlicher Witterungslage. In der Coronazeit wurden ebenso Essens- und Materialtransporte von der Wasserrettung durchgeführt.
Derzeit wird viel über eine zweite Welle gesprochen. Wie sind Sie vorbereitet?
Dengg: Aufgrund der ersten Welle wurden viele Strukturen erarbeitet und es hat viel Vernetzung stattgefunden, etwa mit Behörden, Einsatzstäben oder dem Roten Kreuz. Wir sind hier in einem guten Team. Bei einer möglichen zweiten Welle werden diese Ressourcen wieder hochgefahren. Dabei geht es um die Vorhaltung von Intensivbetten, den Intensivtransport oder die Materialvorhaltung.
Wir brauchen mehr Unterstützung. Seit der Coronakrise verzeichnen wir einen hohen Spendenausfall. Dieses Geld fehlt jetzt, um alle Leistungen dauerhaft fortzuführen. Seitens der Politik gibt es positive Signale uns zu unterstützen.“
Christian Dengg
Geschäftsstellenleiter des Samariterbundes Salzburg