Pflegeberufe sind Schlüsselberufe und allgemein wertgeschätzt wie kaum je zuvor

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Die Corona-Pandemie hat schlagartig den Gesundheits- und Pflegebereich in den  Fokus einer breiten Öffentlichkeit gerückt. ÖVP-Sozialsprecherin und Klubobfrau im Landtag Daniela Gutschi erläutert im Gespräch, welche Schritte zur weiteren Stärkung des Pflegeberufs gesetzt werden.

Das Pflegethema ist Ihnen seit Jahren ein großes Anliegen. Freut es Sie, dass diesem Themenbereich jetzt ein so breites Interesse entgegenschlägt?

Gutschi: Freude ist angesichts der enormen Herausforderungen, vor die uns das Corona-Virus und die weltweite Pandemie stellen, das falsche Wort. Ich würde es eher als Bestätigung dafür sehen, dass wir richtig daran gelegen sind, das Thema Gesundheit und Pflege seit Jahren mit Nachdruck zu verfolgen und laufend an Verbesserungen im System zu arbeiten. Allein der Blick auf die demographische Entwicklung einer immer älter werdenden Gesellschaft zeigt uns, dass die Absicherung der Pflege und Betreuung das Zukunftsthema schlechthin ist. Corona war sozusagen nur ein Turbo, der noch einmal verstärkt einer breiten Öffentlichkeit gezeigt hat, wie wichtig dieser Bereich ist. 

Stichwort Corona, wie hat Salzburg die Pandemie bisher gemeistert?

Gutschi: Salzburg war, was die Infektionszahlen im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl betrifft, neben Tirol am Beginn der Pandemie das am stärksten betroffene Bundesland in Österreich. Durch rasches und richtiges Handeln und durch eine vorbildliche Disziplin der Bevölkerung haben wir es aber relativ schnell geschafft, die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen und die Infektionszahlen zu minimieren. Klar ist aber auch, dass wir die Pandemie noch lange nicht überstanden haben, es gilt also weiterhin sehr vorsichtig und wachsam zu sein. Das akute Krisenmanagement unter der politischen Führung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Gesundheitsreferent LH-Stv. Christian Stöckl und der fachlichen Expertise zahlreicher Expertinnen und Experten funktioniert sehr gut. Mit ruhiger Hand und viel Sachkompetenz wurde das Land bisher gut durch die Krise geführt. Neben der weiteren Eindämmung und einer ,unter Kontrolle Haltung‘ der Infektionszahlen geht es jetzt  vor allem darum, die massiven Folgen der Krise auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt bestmöglich abzufedern und mit zielgerichteten Hilfspaketen unser Land möglichst rasch wieder zurück zur alten Stärke zu bringen. 

Zurück zum Thema Pflege: Immer wieder hört man, Pflegeberufe seien wenig attraktiv und unterbezahlt, was sagen Sie dazu?

Gutschi: Ich teile diese Einschätzung überhaupt nicht. Der Pflegeberuf ist ein sehr erfüllender, schöner Beruf direkt am Menschen. Ein  Beruf der absolut krisenfest und zukunftssicher ist, in Zeiten einer sehr hohen Arbeitslosigkeit ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. Und die verallgemeinerte Aussage, Pflege sei massiv unterbezahlt,  weise ich entschieden zurück. Die Einstiegsgehälter können beispielsweise bei Diplomkrankenpflegekräften, die eine dreijährige Ausbildung absolviert haben, bis zu 2.800 Euro brutto erreichen, das erreicht nicht jeder Jungakademiker trotz mehrjährigem Hochschulstudium. Das vorhin Gesagte heißt aber nicht, dass wir nicht weiter an einer Attraktivierung des Pflegeberufs arbeiten wollen. Weil Möglichkeiten zur Verbesserung, vor allem der Rahmenbedingungen, gibt es immer wieder.

Was ist also noch zu tun?

Gutschi: Genau mit dieser Fragestellung haben wir uns in der von Landeshauptmann Wilfried Haslauer ins Leben gerufenen Pflegeplattform mit Expertinnen und Experten umfassend beraten und ein detailliertes Maßnahmenpaket erarbeitet, das jetzt Schritt für Schritt umgesetzt wird. Dabei greifen wir drei große Schwerpunkte heraus: das Themenfeld Ausbildung von Pflegekräften, den Bereich Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegemitarbeiterinnen und Pflegemitarbeiter sowie das ganz wichtige Thema Entlastung für pflegende Angehörige.

Können Sie uns noch etwas konkreter über die einzelnen Maßnahmen berichten?

Gutschi: In den Arbeitsgruppen wurden nicht nur die konkreten Inhalte festgelegt, sondern auch bis wann welche Maßnahme umzusetzen ist. Erste Sofortmaßnahmen wurden bereits realisiert, wenn ich beispielsweise an die österreichweit beachtete Imagekampagne denke. Zudem wurden Ausbildungsplätze erhöht und der Ausgleich der derzeitigen Gehaltsunterschiede zwischen mobilen und stationären Einrichtungen angegangen. Auch die Verbesserung der Dienstplansicherheit durch Einsatz von ,Springerdiensten‘ ist ein wichtiges Anliegen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeberufen. Zudem wollen wir Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige weiter ausbauen und die mobile Pflege und Betreuung stärken, um nur einige Beispiele zu nennen. Der detaillierte Endbericht der Pflegeplattform ist online für jedermann zugänglich: www.oevp-sbg.at/pflege

Wie sieht es mit der Finanzierung dieser Vorhaben aus?

Gutschi: Die Finanzierung ist gesichert, neben, den ´regulären´ Mitteln im Gesundheits- und Sozialressort werden in den nächsten Jahren ca. 74 Millionen Euro in die Hand genommen, um die erarbeiteten Maßnahmen der Pflegeplattform umzusetzen. Ein budgetärer Kraftakt, aber eine unbedingte Notwendigkeit. 

Wir danken für das Gespräch.