Negative Folge der Pandemie: Patienten mit kleinem Schlaganfall scheuen oft den Weg ins Spital

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Viele Ärzte warnen: „Symptome unbedingt ernst nehmen, sonst steigt das Risiko für einen schweren Schlaganfall deutlich!”

 

Immer wieder kommt es aufgrund der Corona-Pandemie vor, dass Menschen mit Krankheitssymptomen nicht zum Arzt oder ins Spital gehen. Bei ersten Anzeichen für einen Schlaganfall erweist sich diese “falsche Zurückhaltung” als besonders gefährlich. Das Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach, welches im Bundesland Salzburg neben der Christian-Doppler-Klinik als einziges Spital mit einer „Stroke Unit” ausgestattet ist, warnt vor dem hohen Risiko für betroffene Patienten, die nicht adäquat neurologisch untersucht werden. “Trotz Pandemie sind wir rund um die Uhr in der Lage, Patienten mit einem Schlaganfall oder auch dem bekannten kleinen ‘Schlagerl’ zu versorgen”, betont Primar Dr. Christof Bocksrucker, Leiter der Neurologischen Abteilung in Schwarzach.

 

Häufige Todesursache

Der Schlaganfall ist in Österreich nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache für bleibende Behinderungen bei betroffenen Menschen. In rund einem Drittel der Fälle geht dem großen oder echten Schlaganfall eine “transitorische ischämische Attacke (TIA)” voraus, dabei handelt es sich um eine flüchtige Minderdurchblutung im Gehirn. Umgangssprachlich wird dieses Krankheitsbild oft auch als „kleines Schlagerl“ bezeichnet. Auch in diesen Fällen ist aber eine Abklärung in einer auf Schlaganfall spezialisierten Einheit - eben einer Stroke Unit - unerlässlich, damit eine entsprechende Weiterbehandlung (Sekundärprophylaxe) erfolgen kann, die das weitere Fortschreiten der Erkrankung verhindert. 

 

Untersuchung in Stroke Unit unerlässlich

„Die Anzeichen für eine TIA bzw. ein kleines Schlagerl werden leider oft übersehen oder zumindest für eine gewisse Zeit unterschätzt. Sollten auch nur für kurze Zeit halbseitige Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sprachstörungen oder auch plötzliche Sehstörungen und Schwindel auftreten, sollte unbedingt eine Neurologische Abteilung mit Stroke Unit aufgesucht werden”, so Primar Bocksrucker. “Geschieht dies nicht, besteht ein stark erhöhtes Risiko, einen großen Schlaganfall mit möglicherweise bleibenden Ausfällen zu erleiden – besonders dann, wenn hoher Blutdruck, Diabetes oder andere Risikofaktoren bestehen oder die Symptome der TIA längere Zeit andauern. Patienten mit großem Schlaganfall werden dann ohnehin ins Krankenhaus kommen und binden dort erst recht die medizinischen und pflegerischen Kräfte.” 

 

Weniger „Schlagerl“-Patienten kommen zur Abklärung

Deshalb gelte es auch in der aktuell herausfordernden Situation, große wie kleine Schlaganfälle rasch und umfassend abzuklären und zu behandeln. “Leider haben wir feststellen müssen, dass seit Ausbruch der Pandemie weniger Patienten mit geringen oder flüchtigen Schlaganfall-Symptomen zu uns kommen”, beklagt Bocksrucker. Diesen bedenklichen Rückgang belegen auch Zahlen aus einer deutschen Studie. Es konnte gezeigt werden, dass schon in den ersten drei Monaten der Pandemie ein Rückgang von mehr als 20 Prozent bei Patienten mit TIA verzeichnet wurde. 

Der Neurologie-Primar im Klinikum Schwarzach appelliert daher eindringlich an alle Betroffenen, sich bei den erwähnten ersten Anzeichen für einen Schlaganfall umgehend untersuchen zu lassen: „Trotz Pandemie können wir die gewohnt hohe Behandlungsqualität sicherstellen. Durch frühzeitige Behandlung kann das Risiko für einen größeren Schlaganfall deutlich reduziert werden. Neben dem nachgewiesenen Nutzen für den Patienten ist es auch für das momentan so geforderte Gesundheitssystem besser, eine vorübergehende TIA rasch zu behandeln, als dann mit schweren, langwierigen Symptomen nach einem großen Schlaganfall längere Zeit im Krankenhaus oder in einer Reha-Einrichtung verbringen zu müssen.”

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