PRO MENTE Salzburg Ambulanz für Lernstörungen

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Lernstörungen, Beziehungsprobleme und mangelhafte Förderung hinterlassen bei vielen Kindern nachhaltige Entwicklungsdefizite. Pro Mente Salzburg hilft auf dem Weg zu einer selbstsicheren und eigenständigen Persönlichkeit.

 

Als Julia ein Jahr alt war, trennten sich ihre Eltern. Sie blieb zunächst bei ihrer Mutter. Diese hatte aber selbst sehr große psychische Probleme und konnte sich nicht richtig um Julia und ihre Schwester kümmern. Dem Vater war es sehr wichtig den Kontakt zu den beiden Töchtern zu halten. Dies gestaltete sich aber durch die sehr konflikthafte Beziehung zur seiner Ex-Frau und den damit verbundenen Schwierigkeiten und Sorgen rund um die Trennung als schwierig. Die Kindesmutter wollte nicht, dass der Vater die Kinder sieht und es fanden nach der Scheidung nur wenige Kontakte statt. Durch die Jugendgerichtshilfe bekam der Kindesvater den Ratschlag, die Besuchsbegleitung über die Pro Mente Salzburg anzufragen, um die Situation vor allem für die beiden Mädchen zu entlasten, denn Kinder lieben immer beide Eltern. Aus diesem Grund fällt es ihnen schwer die Unstimmigkeiten der Eltern zu ertragen und sie fühlen sich immer zwischen den Stühlen positioniert. Der Kindesvater nahm Kontakt mit der Pro Mente Salzburg auf, es wurden Erstgespräche mit allen Beteiligten geführt und im Anschluss wurde der Besuchskontakt vorerst in begleiteter Form für alle 14 Tage organisiert. Das konnte von beiden Elternteilen gut angenommen werden und nach ein paar Monaten konnte der Besuchskontakt auch ohne Begleitung stattfinden und die Pro Mente Salzburg organisierte dafür nur die Übergabe um die Spannungen zwischen den Eltern abzufedern. 

 

Stabile Beziehungen schaffen

Mit der Unterstützung der Pro Mente Besuchsbegleitung konnte die schwierige Familiensituation so weit entlastet werden, dass der Vater die Obsorge übernahm und die Mutter einen kontinuierlichen Kontakt zu ihren beiden Töchtern halten konnte. Dennoch blieb der Selbstbehalt für die Besuchsbegleitung eine stetige finanzielle Belastung für die Familie. 

 

Lernstörung bremst Entwicklung

Julia hatte auch schon als Kleinkind Probleme in der Sprachentwicklung, verschluckte Endungen, ließ Laute aus oder fügte welche ein. Bei Brettspielen tat sie sich schwer, die gewürfelte Zahl richtig zu ziehen, da sie beim Zählen Zahlen übersprang oder zwei Felder auf einmal zog. In den ersten beiden Volksschuljahren kämpfte und mogelte sie sich durch, hatte aber große Probleme das Lesen, Rechtschreiben und Rechnen zu erlernen. Auch die Klassenlehrerin bemerkte, dass das sonst immer so fröhliche, brave, bemühte, fleißige Mädchen in der Schule immer weniger lachte. Julia hatte den Anschluss an ihre Klassenkameraden und die Lust am Lernen verloren. Die Lehrerin empfahl dem Vater eine Abklärung in der Ambulanz für Lernstörungen (AfL) der Kinder-Jugend-Seelenhilfe der Pro Mente Salzburg. Dort stellte eine Psychologin bei Julia eine Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten fest. Das bedeutet, dass sie trotz einer durchschnittlichen Intelligenz große Schwierigkeiten im Erlernen des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens hat.

 

Selbstbewusstsein aufbauen

In einer anschließenden Lerntherapie in der AfL wurde mit Julia das Lesen, Rechtschreiben und Rechnen geübt und sie konnte durch kleinschrittiges Vorgehen und Erfolgserlebnisse ihr Selbstbewusstsein wieder aufbauen. Auch wenn sie sich in der Schule immer noch schwertat, hatte sie mit der nötigen Unterstützung wieder Mut gefasst und schaffte es die Steine, die das Leben ihr in den Weg gelegt hatte, auf die Seite zu rollen.

 

Hohes Risiko emotionaler Störungen

Kinder mit einer Lernstörung haben im Schulalltag oft erhebliche Schwierigkeiten. Die Folgen sind Frust und Konflikte in der Schule und zu Hause beim Üben, eine Abnahme der Lernmotivation, der Anstrengungsbereitschaft und des Selbstvertrauens. Prävalenzstudien zeigen, dass bei Kindern mit einer Lernstörung ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von emotionalen Störungen, Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität, Konzentrationsstörungen, motorischer Unruhe sowie aggressivem und delinquenten Verhalten besteht. Im mittelfristigen Verlauf zeigen sich insgesamt ein ungünstigerer Schulverlauf, mehr psychopathologische Störungen und eine höhere Arbeitslosenrate. In der langfristigen Entwicklung treten häufig dissoziale Entwicklungen sowie Suchtprobleme auf. Zudem spielt Bildung eine der zentralsten Rollen bei der Überwindung von Armut! Eine frühzeitige umfassende Diagnostik und passende Interventionen sind aus diesem Grund extrem wichtig, um auftretende Schwierigkeiten schnell zu erkennen, durch passende Maßnahmen abzufangen, die psychosoziale Gesundheit zu stärken und dadurch die „Folgeschäden“ aber auch die staatlichen Folgekosten (durch sekundäre psychische Erkrankungen; Erwerbslosigkeit; niedriges Bildungsniveau) zu minimieren. 

 

Pro Mente hilft

Die Pro Mente Salzburg betreibt für genau diese Kinder seit ca. 8 Jahren im Rahmen der Kinder-Jugend-Seelenhilfe die Ambulanz für Lernstörungen (AfL) in der Stadt Salzburg. Die AfL ist eine unabhängige, an wissenschaftlichen Standards orientierte Anlaufstelle, die die Diagnostik von Lernstörungen und die Beratung für betroffene Kinder/Jugendliche und Eltern anbietet. Seit dem Jahr 2018 besteht auch das Angebot einer kostengünstigen Einzeltherapie für Kinder mit Lernstörung von einkommensschwachen Eltern, die sich eine kostenintensive Förderung bei privaten LerntherapeutInnen nicht leisten können. Die AfL wird derzeit ausschließlich über Spenden finanziert.