Ist man trotzdem ansteckend, auch wenn man sich impfen lässt?

Interview mit dem Impfreferenten der Salzburger Ärztekammer, Dr. Holger Förster

Herr Dr. Förster, Sie sind Kinderarzt und der Impfexperte der Salzburger Ärztekammer. Soll man Kinder gegen Corona impfen lassen? Das fragen sich ja viele Eltern.

Dr. Holger Förster: Der Impfstoff, der bei uns zum Einsatz kommt (Biontech/Pfizer), ist ab 16 Jahren zugelassen. Kinder können demnach nicht geimpft werden.

Heißt das, dass die Gefahr, dass man von Kindern angesteckt wird, auch weiterhin vorhanden ist? 

Dr. Holger Förster: Diese Gefahr besteht.  Kinder sind aber, nach allem, was man bisher weiß, bei Corona nicht die maßgeblichen Überträger. 

Wie ist es sonst mit der Ansteckungsgefahr: Eine Frage, die zum Thema Corona-Impfung intensiv diskutiert wird, ist ja:  Ist man infektiös, auch wenn man gegen Covid-19 geimpft ist?

Dr. Holger Förster: Nach dem Erkenntnisstand vom Dezember, also bis kurz vor dem Start der Impfungen bei uns, ist es vermutlich so, dass der Impfstoff keine sterilisierende Wirkung hat. Das heißt: Man wird selber nicht krank werden, es kann aber sein, dass man den Keim an andere übertragen kann. 

Es ist also davon auszugehen, dass es ein Infektionsgeschehen weiterhin geben wird – trotz Impfung.

Dr. Holger Förster:Aktuell ist das so. Ziel ist aber eine sterilisierende Impfung, damit man nicht nur vor einer Erkrankung geschützt, sondern auch nicht mehr ansteckend ist. Daran wird gearbeitet, für Österreich sind ja noch mehrere Projekte in der Pipeline.

Was kann mit der Impfung erreicht werden, wenn man als Geimpfter trotzdem infektiös ist?

Dr. Holger Förster: Vorrangiges Ziel ist, dass die Risikogruppen vor einer Corona-Erkrankung geschützt werden. Also Ältere und jene mit Vorerkrankungen. Da kommt es ja vermehrt zu den schweren Verläufen. Die Intensivstationen zu entlasten, das ist ganz entscheidend. 

Wie schätzen Sie die Bereitschaft ein, sich impfen zu lassen? Die Österreicher gelten ja als Impfmuffel.

Dr. Holger Förster: Das stimmt nicht generell. Bei der Grippeimpfung liegt Österreich mit nur acht Prozent, die sich impfen lassen, ganz weit hinten im Vergleich zu anderen Ländern. Bei der Mumps-Masern-Impfung steht Österreich mit 90 Prozent an Geimpften sehr gut da.

Bei der Grippeimpfung sieht es, was die heurige Grippesaison betrifft, aber besser aus. Hat sich die Einstellung zum Impfen geändert?

Dr. Holger Förster: Bei der Grippeimpfung könnten wir diesmal auf 20 bis 30 Prozent kommen. Das hat damit zu tun, dass Corona dazugekommen ist, und viele Angst davor haben.  Da ist es naheliegend, dass man sich sagt, wenn schon die Gefahr einer Corona-Infektion besteht, dann will ich mich nicht auch noch mit Grippe anstecken.

Einer Corona-Impfung stehen viele skeptisch gegenüber. Vor allem junge Menschen, die von einer Corona-Erkrankung nicht viel oder gar nichts merken, fragen sich, warum sie sich überhaupt impfen lassen sollen.

Dr. Holger Förster: Dass die Jungen so denken, dafür habe ich Verständnis. Es ist aber nicht so, dass nicht auch Jüngere schwer an Corona erkranken können. Dass sich Jüngere vielfach nicht gegen Corona impfen lassen wollen, das muss man in den Impfstrategien mit einrechnen. 

Was ist das Ziel, wie hoch soll der Prozentsatz bei der Corona-Impfung sein?

Dr. Holger Förster: Zunächst sind es vor allem die Älteren und jene mit Vorerkrankungen, die sich impfen lassen wollen. Bei den Risikogruppen geht man von einer Impf-Bereitschaft von 50 Prozent aus. Wenn das auch beim Pflegepersonal der Fall ist, dann ist bereits einiges erreicht. Wünschenswert wäre freilich, dass es 70 Prozent sind, die sich impfen lassen.

Wie wärs mit einer Belohnung? Dass man zum Beispiel sagt, jeder der sich impfen lässt, bekommt einen Gastro-Gutschein? 

Dr. Holger Förster: Von einer solchen Belohnung halte ich nicht viel. Wenn ein Kind, das impfen geht, einen Lutscher bekommt – okay. Aber Erwachsene? – Man muss ja sehen: Wenn man an Corona nicht erkrankt, und die Impfung gratis ist, dann ist das ja auch eine Belohnung. 

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