Liebesstile aus Psychologischer Sicht

Die Liebe ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen. Wie funktioniert die Partnerwahl und wie hängt das mit der Persönlichkeit zusammen?

 

Romantische Liebe stellt eine der tiefsten emotionalen Erfahrungen dar, die aber für die Verliebten oft schwer zu erklären ist. Erklärungen scheinen sogar der Liebe zu schaden, weil die Erwähnung von Gründen, warum die Nähe einer geliebten Person gesucht wird, im Ergebnis zu weniger Zuneigung führt. Liebe bedeutet nach dem Duden „ein starkes (inniges) Gefühl der Zuneigung, des Hingezogenseins“. Eine sozialpsychologische Definition lautet: Liebe ist eine Einstellung, die eine affektive (Zuneigung, Zärtlichkeitsgefühle, Leidenschaft, Freude in Bezug auf die geliebte Person), kognitive (Aufwertung und Idealisierung der geliebten Person) und Verhaltenskomponente (Annäherung an und Umarmung der geliebten Person) aufweist. Grundsätzlich lässt sich zwischen einer evolutionspsychologischen und einer kulturellen Perspektive auf die Liebe unterscheiden. Verhalten bei der Partnerwahl und während der Partnerschaft ist durch evolutionäre Anpassungen gekennzeichnet. Diese Anpassungen sind für Männer und Frauen teilweise ähnlich und teilweise unterschiedlich. Männer und Frauen suchen zum Beispiel gleichermaßen nach verständnisvollen, vertrauenswürdigen und hilfsbereiten Partnerinnen beziehungsweise Partnern.Neurophysiologische Evidenz ist ebenfalls bei Männern und Frauen übereinstimmend. Denn Studien mit amerikanischen und chinesischen Teilnehmern ergaben, dass die geliebte Person eine spezifische Gehirnregion aktiviert, die mit dem Belohnungs- und Motivationssystem im Mittelhirn zusammenhängt. Der Kulturvergleich beinhaltet auch einen Hinweis auf die universelle Verbreitung der Liebe, da die gleiche neurophysiologische Evidenz in zwei unterschiedlichen Kulturen gefunden wurde.Aber es gilt auch: weibliche Partnerwahl orientiert sich stärker am sozialen Status, die der Männer eher an physischer Attraktivität und Jugendlichkeit. Dementsprechend wird angenommen, dass Eifersucht bei Männern und Frauen durch unterschiedliche Merkmale aktiviert wird. Tatsächlich berichten Männer über mehr Eifersucht bei der Konfrontation mit dominanten, mächtigen Rivalen, während Frauen bei der Begegnung mit hoch attraktiven Rivalinnen besonders eifersüchtig reagieren.

 

Nebeneinander verschiedener Liebesstile

Eine Person entscheidet sich nicht notwendigerweise für einen bestimmten Liebesstil und gegen die anderen. Vielmehr kann sie mehrere Liebesstile gleichzeitig zum Ausdruck bringen. So findet sich ein positiver Zusammenhang zwischen romantischer und altruistischer Liebe. Wer romantisch orientiert ist, tendiert auch dazu, altruistische Liebe zu zeigen. Weiterhin gilt, dass sich die Liebesstile in der Akzeptanz bei Liebenden deutlich unterscheiden:n Die höchste Zustimmung findet die romantische Liebe. 

- Mittlere Zustimmung wurde für freundschaftliche, besitzergreifende und altruistische Liebe festgestellt.

- Niedrige Zustimmung zeigte sich bezogen auf spielerische und pragmatische Liebe.

Eine weitere wichtige Erkenntnis bezieht sich auf die Ähnlichkeit der Liebenden in den Liebesstilen. Diese liegt konsistent hoch bei romantischer Liebe, altruistischer Liebe und pragmatischer Liebe, die sich dementsprechend durch Gegenseitigkeit auszeichnen. Hingegen ist sie bei spielerischer, freundschaftlicher und besitzergreifender Liebe inkonsistent über unterschiedliche Stichproben. Im Längsschnitt (über viereinhalb Jahre) zeigte sich, dass romantische, spielerische und besitzergreifende Liebe über die Zeit in der Stärke abnehmen, während freundschaftliche Liebe an Bedeutung zunimmt. Insofern finden sich im Zeitverlauf sowohl Verluste an Liebe als auch gegenläufige Gewinne, die möglicherweise geeignet sind, die Verluste zu kompensieren. Liebe und Streit können nebeneinander bestehen. Damit werden jeweils unabhängige Erlebnishorizonte angesprochen. Auch romantische und spielerische Liebe können koexistieren, wenn auch die Tendenz besteht, dass starke romantische Verliebtheit weniger spielerische Liebe impliziert. Aber der negative Zusammenhang ist relativ schwach, sodass es in vielen Fällen doch sein kann, dass eine Person romantisch verliebt ist, aber nicht der Versuchung der Untreue wiederstehen kann. Schließlich ist es aufschlussreich, eine Aufteilung der Liebesstile in bindungsabhängige und bindungsunabhängige durchzuführen. Dabei wird zwischen Bindungsvermeidung und Bindungsangst unterschieden, die die Grunddimensionen der Bindung darstellen.

- Freundschaftliche, pragmatische und altruistische Liebe zeigten geringe Zusammenhänge mit der Bindung

- Romantische Liebe (negativ mit Bindungsvermeidung), spielerische Liebe (positiv mit Bindungsvermeidung) und besitzergreifende Liebe (positiv mit Bindungsangst) erwiesen sich hingegen als bindungsabhängig.

 

Narzissmus nimmt stark zu

Wie hängt Liebe mit der Persönlichkeit zusammen? Neuere Forschung zeigt, dass der Narzissmus für die Beantwortung dieser Frage eine Schlüsselrolle spielt. Unter Narzissmus versteht man übertriebene Selbstliebe kombiniert mit einer ausgeprägten Anspruchshaltung. Weitere Merkmale sind Gefühl der Überlegenheit und Bereitschaft, Führung zu übernehmen. Narzissmus passt zu einem aufwendigen Lebensstil, der sich unter der Überschrift „mehr Schein als Sein“ zusammenfassen lässt. Empirische Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass das Niveau des Narzissmus seit den 1990er Jahren in westlichen Gesellschaften angestiegen ist. Weiterhin gilt, dass der narzisstische Lebensstil durch den Aufstieg der sozialen Medien, in denen die Selbstdarstellung der Nutzer eine wichtige Rolle spielt, gefördert wird. Narzissmus steigert den Wunsch, soziale Vergleiche mit anderen durchzuführen, der wiederum die Nutzung sozialer Medien intensiviert. Man kann zwischen zwei Dimensionen des Narzissmus unterscheiden:

- Grandiose Narzissten sind durch folgende Merkmale charakterisiert: anmaßendes Selbstbild, Neigung sich selbst zur Schau zu stellen, Streben nach Bewunderung von anderen und hohes Selbstwertgefühl. Sie erreichen höhere Werte der spielerischen Liebe.

- Vulnerable Narzissten: Berichten über Fantasien der eigenen Großartigkeit, schwanken aber zwischen Gefühlen der Über- und Unterlegenheit und haben ein schwaches Selbstwertgefühl. Sie erreichen höhere Werte der spielerischen, pragmatischen, besitzergreifenden, romantischen und altruistischen Liebe.

Besonders bemerkenswert ist: Der vulnerable Narzissmus hängt sowohl positiv mit beziehungsförderlichen als auch mit -störenden Liebesstilen zusammen. Denn romantische Liebe korreliert positiv mit Partnerschaftszufriedenheit, während der Zusammenhang für spielerische Liebe negativ ist.

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