INTERVIEW: Biotechnologie - Translationale Forschung in Salzburg

 

Viele Start-ups werden aus den Universitäten heraus gegründet. Dafür gibt es gute Gründe: Erstens beruhen viele Geschäftsideen auf technisch-naturwissenschaftlichen oder medizinischen Innovationen, die an den Hochschulen und verwandten Einrichtungen vorangetrieben werden. Zweitens bieten Hochschulen, Länder oder Bund im Rahmen diverser Einrichtungen Gründungsförderung an, das Know-how und praktische Hilfestellungen vermitteln. Wie das funktioniert und welche Anforderung es braucht, erklärt Prof.  Lore Breitenbach vom Fachbereich Biowissenschaften und medizinische Biologie der Universität Salzburg. Sie selbst hat parallel zur Ihrer Forschungstätigkeit zusammen mit Salzburger und externen Partnern ein Start-up gegründet. 

 

Frau Prof. Breitenbach, Sie haben langjährige Erfahrung in Forschung und Lehre an der Universität Salzburg und haben mit ihren Partnern ein Unternehmen als Ausgründung der Uni Salzburg gegründet. Wo sehen Sie die Chancen und Herausforderungen für Absolventen der Uni Salzburg, die sich für Start-ups interessieren?

Breitenbach: Zuerst möchte ich mich für die Gelegenheit bedanken im PULS-Magazin zu sprechen. Zu ihrer Frage: Ich kann ihnen bestätigen, dass bei unseren Standorten an der Uni Salzburg, etwa an der Natur – und Lebenswissenschaftlichen Fakultät und an   der Fakultät für Digitale und Analytische Wissenschaften reges Interesse für den Transfer von theoretischem Wissen zur praktischen Anwendung besteht. Dazu hat die Uni Salzburg unterstützende Einrichtungen aufgebaut, etwa das Start-up Center, das eben erst personell verstärkt wurde.  Analog dazu unterstützt die Innovation Salzburg GmbH Entwicklungen und Ideen aus den Universitäten und Fachhochschulen in der Gründungsphase. Diese Einrichtung wird von den Gesellschaftern Land Salzburg, Stadt Salzburg, Wirtschaftskammer Salzburg und Industriellenvereinigung Salzburg getragen.

 

Wie haben Sie und ihre Partner ihre Firmengründung umgesetzt?

Breitenbach: Das kann ich ihnen am besten durch eine kurze chronologische Darstellung unserer Entwicklung zeigen. Wir haben viele Jahre zusammen mit unseren klinischen Partnern, zuerst Herrn Prim. Emert. Prof. Helmut Hintner und dann mit Herrn Prim. Prof. Johann W. Bauer reine Forschungsarbeit in ein Hautankerprotein (Lamb 3) investiert, dass bei einer schweren Form von Epidermolysis bullosa, der Krankheit der Schmetterlingskinder, in viel zu geringer Form gebildet wird. Dazu haben wir Forschungsmittel eingeworben, unter anderem durch das Land Salzburg, mit dem Ziel, die Forschungsergebnisse umzusetzen. Weiters haben wir eine Forschungsförderung durch die  Hans Gröber Stiftung und durch einen Förderer der Künste und Wissenschaft in Salzburg, Maestro Mandozzi (Schweizer Komponist, Dirigent und Musikwissenschaftler), erhalten.

Im Verlauf unserer Forschungsarbeiten haben wir zudem Patente eingereicht. Diese sind von der Uni Salzburg auch für uns freigegeben worden. Das war der eigentliche Anstoß eine Ausgründung (Start-up) aus der Uni Salzburg ins Auge zu fassen.

Zudem – aus dem Netzwerk unserer Forschungstätigkeiten haben wir KollegInnen kennengelernt, welche selbst schon Unternehmen gegründet hatten. Das war für die praktische Umsetzung sehr lehrreich. Im Frühjahr 2019 gründeten wir die KBHB Consulting GmbH, die seitdem unsere Technologie vertreibt. Sehr hilfreich bei der Gründung war die Expertise Salzburger Unternehmen, einer Anwaltskanzlei und eines Personalberatungsbüros und vor allem auch die große Erfahrung unseres CEOs Herrn Dr. Jan Krauß, in allen anwaltlichen Materien.  

 

Können Sie uns ihre Technologie kurz beschreiben und wie sehen sie die Zukunft ihres Unternehmens hier in Salzburg?

Breitenbach: Das stand-alone Merkmal unserer Technologie ist ein Verfahren, mit dem es möglich ist, das Produktionsniveau eines Proteins in Therapie, Rejuvenation oder Biotechnologie mittels Wirkstoffen (small molecules) zu steigern oder zu senken. Die Technologie umfasst keinerlei gentechnologische Eingriffe in den Körper. Und vor allem: Unsere Intervention ist zielgerichtet, spezifisch und mit minimalen Nebenwirkungen verbunden. Damit haben wir dann unseren Proof-of-concept entwickelt, wir haben zwei kleine Moleküle identifiziert, die das Produktionsniveau des Hautankerproteins Lamb3  boostern. Jetzt sind wir  in vorbereitenden Studien für einen Heilversuch an der Klinik. Für dieses Studien sind wir auch im Gespräch mit Investoren. Die Zukunft unserer Firma hier in Salzburg sehen wir zuerst einmal in einer Business Development Phase. In einem ersten Auftrag für ein Pharmaunternehmen ist es uns gelungen zusammen mit diesem, kosmetische Wirkstoffe zu entwickeln, die ein  Hauptprotein boosten, das Elastizität vermittelt, und die im physiologischen Bereich wirken. Derzeit sind wir im Gespräch mit weiteren Pharmaunternehmen, um unsere Produktpalette in die Bereiche Onkologie und neurodegenerative Krankheiten zu erweitern. 

 

Haben Sie noch einen Tipp für junge Gründer?

Breitenbach: Zuerst einmal ist die Idee – die Neuheit der Technik - das wesentliche, da erzähle ich ihnen natürlich nichts Neues. Aber bestärken möchte ich junge Gründer in zwei Dingen:

Erstens ist die Auswahl und die Kompetenz der Partner bei einer Neugründung entscheidend für den Erfolg. Arbeiten sie nur mit jemanden zusammen, dessen Kompetenzen dokumentiert sind. Sei es auf der rechtlichen oder der fachlichen Ebene. Auch auf persönlicher Ebene muss es stimmen. Parallel dazu sollte als zweiter Punkt der wirtschaftliche Aspekt vorangetrieben werden. Sehen Sie zu, dass sie so bald als möglich einen erfahrenen Business Developer zur Seite haben, der ihnen die Türen zu Investoren öffnen kann und ein Start-up in die Phase eines erfolgreichen Markteintrittes führen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

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