Trauer braucht Sprache – da, wo Verständnis ist

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Hospiz Bewegung Salzburg: Gesprächsgruppen in Zeiten der Trauer

Sich „Beschissen zu fühlen“ war bis zum Tod unserer Tochter Flora auch mir ein kaum bekannter Gemütszustand. Ich genoss das Leben, ich genoss die innige Zeit mit meiner Tochter, genoss die Zweisamkeit mit meiner Frau, die Zeit mit meinen Freunden und einfach das ganze Drumherum  alles war für mich perfekt. Seitdem unsere Tochter gegangen ist, hat sich alles geändert. Ich kenne leider nur noch wenige schöne Momente – wenige Augenblicke, wo ich nicht an Früher denke. Wenig Zeit, wo ich mich richtig wohlfühlen kann. Unsere Flora ist am 18. März 2020 gegangen. Wir wissen bis heute nicht warum. Plötzlicher Kindstod! Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben. Mitten in der Nacht einfach von uns gegangen. Flora lag leblos im Bett, die Reanimationsversuche blieben erfolglos, auch das rasch eingetroffene Notarztteam konnte nichts mehr machen. Die ersten Stunden verbrachte ich im Schock, mit im Nachhinein betrachtet unglaublichen Gedanken: „Wir machen eine neue Flora!“ Diese Gedanken hielten sich mehrere Tage bis ich endlich begriff, dass mir niemand meine Tochter zurückbringen kann. Das lustige, unkomplizierte und lebensfrohe Mädchen, mit dem ich die schönsten 20 Monate meines Lebens verbringen durfte, ist weg.

Sich verstanden fühlen – Gefühle teilen können

Können sich Trauernde je verstanden fühlen? Ja, am ehesten von jenen, die ebenfalls einen schweren Verlust erlitten haben. Stefan Zenz, der die Situation nach dem Tod seiner Tochter Flora beschreibt, erlebt es so: In den vielen gut gemeinten Versuchen uns zu unterstützen, die Trauer zu lindern, uns aufzuheitern fehlte mir etwas Wesentliches: ein Gegenüber, das ähnliches erfahren musste, ein Gegenüber mit dem ich mich wirklich austauschen kann, Gefühle teilen darf, ohne missverstanden zu werden. Auf der Suche nach einer Trauergruppe fanden wir letztendlich bei der Hospiz-Bewegung Salzburg die richtige Anlaufstelle. Wir sind nun fünf Paare, die etwas gemeinsam teilen: den Verlust eines Kindes. Egal wie alt das Kind war, egal wie viel Zeit man mit dem Kind verbringen durfte, egal was man alles durchstehen musste: die Trauer sitzt bei jeder und jedem in unserer Gruppe tief, die Gefühle, Gedanken und Erfahrungen mit dem jeweiligen Umfeld ähneln sich. Der Austausch in der Gruppe hilft mir in meiner Trauerbewältigung. Ich merke, dass ich nicht allein bin mit meinen Gefühlen, dass auch andere Menschen so empfinden, gibt mir Kraft. Kraft, wieder nach vorne zu sehen, das Vergangene aber nicht zu vergessen, sondern mitzunehmen in eine neue Zukunft und darauf aufzubauen, auch wenn es schwerfällt.

Familiengespräche und Einzelbegleitung                                                                                                             

Raum und Rahmen zu schaffen, wo Menschen ein gutes Miteinander haben, ganz besonders in dieser Zeit der Einschränkung von Begegnung und Begleitung hat sich die Kontaktstelle Trauer der Hospiz-Bewegung Salzburg zur Aufgabe gemacht. Beratungsgespräche, Familiengespräche, Einzelbegleitung und vor allem die Teilnahme an verschiedenen Trauergruppen, all diese Angebote können vermitteln: da nimmt mich jemand wahr in meiner besonderen Situation, da hält mich jemand aus, stellt mich und meine Art zu trauern nicht in Frage, sondern ist da und begleitet mich, wie und solange ich es möchte und brauche.

Das Salzburger Magazin für Medizin, Gesundheit und Freizeit

Email:

office@pulsmagazin.at

Telefon:

+0699 699 11810847