Die psychische Flexibilität und Stabilität muss trainiert werden

Drucken
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Die Dakar 2021 war bis zur Schlussphase spannend. Auch wenn es am Ende nur ein neunter Platz für Matthias Walkner wurde, auf seine Leistung kann er stolz sein. Trotz technischer Probleme auf Etappe 2 blieb der Dakar-Sieger von 2018 fehlerfrei und gehörte zu den konstantesten Piloten.

Im PULS Interview verrät der Salzburger Weltklassepilot wie er sich motiviert, welche Gefühle er erlebt und welche Pläne er schmiedet.

Was war das Spannendste was du sportlich erlebt hast?

Walkner: Eindeutig meine erste Rally Dakar, die ich 2015 in Südamerika gefahren bin, in Argentinien, Bolivien und Chile. Hier erlebte und sah ich zahlreiche Dingen zum ersten Mal und werde das nie vergessen.

Welche Gefühle hat das ausgelöst?

Walkner: Es war eine zweiwöchige Hassliebe. Zum einen waren in Buenos Aires am Start 600.000 Zuschauer vor Ort und am 

Streckenrand standen abermals tausende. Anderseits waren die klimatischen Bedingungen sehr herausfordernd. Von 45 Grad Hitze bis minus 11 Grad im Andengebirge, erstreckte sich etwa der Temperaturhorizont. Mir war noch nie so heiß oder kalt im Leben. Das sind eben bleibende Eindrücke und Gefühle.  

Hat es auch Momente gegeben, wo du ans Aufhören dachtest?

Walkner: Es hat einmal einen Moment in Bolivien gegeben, als ich mir den Oberschenkel gebrochen und das Kreuzband gerissen hatte. Es dauerte damals 12 Stunden bis ich in diesem Zustand ins Krankenhaus gebracht wurde. Während der kommenden zwei Wochen dachte ich daran aufzuhören, sollte noch einmal so etwas passieren. Aber die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden. Heute habe ich das wieder vergessen. 

Wie schaffst du es immer wieder dich positiv zu motivieren?

Walkner: Das fällt mir nicht so schwer. In unserer schnelllebigen Zeit in der wir leben, weiß ich es als Privileg zu schätzen, was ich tun und machen kann. Ich komme mit meiner KTM an Plätze auf dieser Erde, wo ich sonst nie und nimmer hingekommen wäre. In Saudi Arabien etwa sieht es an manchen Orten aus, wie man sich das auf dem Mars vorstellt. Und man weiß nie, wie lange ich das noch erleben darf.

Wenn du über viele Wochen unterwegs bist, wie hältst du deinen Körper fit?

Walkner: Ich trainiere rund sechs Mal in der Woche. Dazu zählen das Motorradfahren und im Winter Skitouren, in der Kraftkammer und Radfahren. Aber auch die psychische Flexibilität und Stabilität muss trainiert werden. Dabei stellt mir der Trainer zum Beispiel Rechenaufgaben während ich Liegestützen absolviere.

Die Dakar hat ja heuer in Saudi Arabien stattgefunden. Was ist der große Unterschied zu Südamerika?

Walkner: Der Hauptunterschied ist das Zuschauerinteresse. Das ist in Südamerika wesentlich höher. Die Wüste ist zudem flacher, aber auch schneller, was bei Stürzen gefährlicher sein kann. 

Wie gefährlich ist der Motorrad Rallyesport? Heuer starb dein Kollege Pierre Cherpin bei der Dakar?

Walkner: Es ist sehr gefährlich, weil die Motorradfahrer im Grunde keine Knautschzone haben. Die neuen Airbag-Protektorwesten bringen zwar etwas mehr Sicherheit, doch es reicht ein kleiner Stein um zu stürzen und eine grobe Verletzung zu riskieren. Ich bereite mich daher viele Monate sehr akribisch auf die Dakar vor, um das Risiko möglichst klein zu halten. Andererseits braucht man eine Risikobereitschaft um erfolgreich zu sein. 

Wie schauen deine Zukunftspläne aus?

Walkner:  Wenn ich gesund bleibe und der Virus uns keinen Strich durch die Rechnung macht, hoffe ich schon wieder bei der nächsten Dakar dabei zu sein. Bei uns geht es Anfang April mit der Rallye Weltmeisterschaft los, wo ich auch wieder teilnehmen werde.