LONG COVID der Weg zurück zum Sport

Drucken
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

von Dr. Anita Birklbauer

Aufgrund der unterschiedlichen Verläufe ist es auch schwierig, ein Rezept für den Wiedereinstieg in den Sport zu geben. Fest steht aus ärztlicher Sicht, wer vor einer Covid 19 Infektion sportlich aktiv war, kann dies auch nach der überstandenen Infektion wieder werden. 

Kurzatmigkeit, Herzrasen, Erschöpfung (Fatigue), Wortfindungsstörungen, Geschmacksverlust sind einige der Long-Covid-Symptome, die bei manchen Covid-19 Genesenen auch Wochen nach einer Infektion immer noch auftreten. Bei einigen permanent, bei anderen kommen und gehen sie wieder. Da Covid-19 verschiedene Organe betreffen kann, sind auch die Folgen vielfältig. Aber wie schaut es beim Training und Sport für Genese aus? 

Langsamer Trainingseinstieg

Entscheidend ist, dass das Training mit entsprechendem Maß an Intensität und einem langsamen Trainingsanstieg gestaltet wird. Bei diesem dosierten „Zurückführen“ darf einem kein Training von 0 auf 100 vorschweben. Je nach Ausprägung der Long- Covid-Symptome ist der Einstieg beim einen intensiver oder bei anderen extensiver. Generell besteht der Konsens, dass vor Wiedereinstieg ins Training ein Herzcheck empfohlen wird, optimal auch Lungenfunktionstest und Belastungs-EKG oder sogar eine Spiroergometrie. Ist die Freigabe zum Sport da, wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis man wieder an die Leistung herankommt, die man vorher erzielt hat. Hinzu kommt, dass wie bei den Symptomen auch hier fittere Tage oder Phasen kommen werden, die gefolgt sind von Phasen, die einen Leistungseinbruch bringen. 

Kurze Belastungseinheiten

Der Startschuss zum Sport heißt, dass kurze Belastungseinheiten, am besten unter Berücksichtigung der Herzfrequenz ausgeübt werden. Anfangs reichen vielleicht ein bis drei Trainingseinheiten pro Woche, um den Körper wieder an die sportliche Belastung heranzuführen. Wichtig dabei ist, nicht nur den Körper unter Belastung zu beobachten, sondern auch der Regeneration einen wesentlichen Spielraum zu geben. Klar darf die Belastung den Körper etwas fordern, jedoch soll man bei den Trainingseinheiten nicht sofort wieder an seine Leistungsgrenzen gehen. Nachdem der Körper noch von Symptomen geplagt ist, wird auch die Regeneration nicht so ablaufen, wie sie vor der Infektion funktioniert hat. Oftmals merken die Personen gar nicht direkt im Training, dass die Intensität zu hoch war, sondern erst nach einigen Stunden und kommen dann nicht mehr auf die Beine.

Leistungsdiagnostik

Um das Training gut dosieren zu können, wäre z.B. eine Leistungsdiagnostik beim Sportwissenschafter empfehlenswert, optional eine Spiroergometrie, weil hier auch der Gasaustausch analysiert wird. Dadurch sieht man perfekt wie die Lunge unter Belastung funktioniert und kann so die optimalen Trainingsbereiche festgelegen. Der richtig dosierte Sport und die passende Bewegung trainieren ja nicht nur das Herz, sondern auch die Lunge und nachdem viele an Atemnot leiden, muss auch der Faktor Lunge beim Training berücksichtig werden. Die Lunge selbst weist eine gewisse Plastizität auf. Dass diese Plastizität ein entsprechendes Atemtraining erfordert, wissen die wenigsten. Gerade bei Atemprobleme eignet sich Bewegung optimal, um wieder voll in die Gänge zu kommen und auch die schlecht belüftete Bereiche wieder zu erreichen – in entsprechender Dosierung natürlich und zusätzlich zu einem gezieltem Atemtraining.

An Pausen denken

Ein Tipp für die Motivation zurück zum Sport ist sicherlich, sich realistische Zwischenziele zu setzen. So setzt man sich selbst nicht unter Druck und jeder Fortschritt ist auch ein Schritt zurück zur Normalität. Beim Trainingsinhalt darf es auch ruhig ein bisschen Variation sein. Beides – Krafttraining und Ausdauertraining – helfen am Weg zurück. Mit einem individuell angepassten Trainingsplan läuft man auch nicht Gefahr, zu viel zu wollen und hat auch die entsprechenden Pausen, die der Körper in der Phase noch mehr braucht als bei den Gesunden.