Die Spanische Grippe in Salzburg

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von Yvonne Opferkuch, MA

Als die Spanische Grippe gegen Ende des Ersten Weltkrieges ausbrach, konnte wohl niemand ahnen, dass sich die Krankheit innerhalb kürzester Zeit beinahe auf dem ganzen Erdball ausbreiten würde. Drei unterschiedlich starke Wellen, von welchen die zweite sich am heftigsten erwies, rafften innerhalb von zwei Jahren 20-50 Millionen Menschenleben dahin. Diesen Zahlen entsprechend starben an der Pandemie mehr Menschen als im Krieg, bei dem man von 17 Millionen Todesopfern ausging. Als primäre Verbreiter galten Wasservögel, von denen das Grippevirus auf den Menschen übersprang. Während andere Influenza-Erreger insbesondere Kleinkinder und ältere Menschen befielen, schien sich bei der Spanischen Grippe ein völlig anderes Bild abzuzeichnen: In ihrem Fall waren es vor allem die 20 bis 40-Jährigen, die der Pandemie als Hauptrisikogruppe zum Opfer fielen.  

Aus den USA nach Europa

Da in Europa die ersten Zeitungsmeldungen über die epidemische Erkrankung aus Spanien kamen, erhielt die Pandemie kurzerhand die Bezeichnung: Spanische Grippe. Jedoch war das südeuropäische Land nicht der geografische Ursprung, von wo aus sich die Krankheit weiterverbreitete. Vielmehr musste angenommen werden, dass Orte erster Krankheitsfälle in den USA zu suchen waren. Durch kriegsbedingte amerikanische Truppenbewegungen wurde die Pandemie schließlich nach Europa und in andere Teile der Welt eingeschleppt. Letztendlich überrollte sie im Juli 1918 die österreichische k.u.k. Monarchie, die bereits vor ihrem kriegsbedingten Zusammenbruch stand. Wie in Wien, so auch in Salzburg brachte man der ersten Welle wenig Aufmerksamkeit entgegen und stufte sie als kaum gefährlich ein; konnten doch die wenigen Erkrankten nach einigen Tagen wieder gesund ihr Bett verlassen. Mit der zweiten Welle wendete sich das Blatt. Ab Anfang September 1918 gab es auch in Salzburg erste Todesopfer zu beklagen. Erste Maßnahmen, eine Ansteckungsgefahr durch die Pandemie in Schach zu halten, folgten jedoch erst Ende des Monats. So wurden bis auf Weiteres beinahe alle Schulen geschlossen, da viele Kinder an dem Virus erkrankt waren. Man verbot Krankenhausbesuche im St. Johanns-Spital – dem späteren LKH – um einer Verbreitung der Spanischen Grippe entgegenzuwirken. 

Empfehlungen statt Verbote

Obschon die pandemische Situation sich immer weiter zuspitzte – gab es doch auch weder Medikamente, Beatmungsgeräte, noch eine Impfung – schienen die Salzburger Behörden diese Tatsache zu ignorieren. Zwar trat der Salzburger Landessanitätsrat am 10. Oktober. 1918 zu einer Sondersitzung zusammen und diskutierte über nötige und mögliche Verschärfungen, etwa für Aufbahrungen, Versammlungen im öffentlichen Raum und den Besuch von Restaurants und kulturellen Veranstaltungen. Jedoch gab er statt Verboten lediglich Empfehlungen ab; nicht zuletzt aufgrund der Annahme, der Höhepunkt der Spanischen Grippe stehe kurz bevor und müsse nur noch abgewartet werden. Aber erst Ende November 1918 konnte ein Abflauen der Pandemie festgestellt werden. Die zweite Welle der Influenza, die von September bis November 1918 dauerte, forderte in Salzburg etwa 1000 Todesopfer bei einer Einwohnerzahl von 212.000. Insgesamt verloren auf dem Staatsgebiet der damaligen Republik Deutsch-Österreich in diesem Zeitraum um die 21.000 Menschen ihr Leben durch die Spanische Grippe. Erst nach einer kleineren dritten Welle konnte man ab 1920 langsam aufatmen.