25 Jahre kids-line Salzburg

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Gewalterfahrung, Missbrauch, Konflikte in der Schule oder Einsamkeit. Die Gründe für einen Anruf bei der kids-line sind unterschiedlich. Seit 25 Jahren stehen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter Kindern- und Jugendlichen in Krisensituationen zur Seite. Im PULS-Interview erklärt kids-line Koordinatorin Theresa Schimke, welche Themen Kinder und Jugendliche belasten.

 

Welche Fragen und Probleme werden bei kids-line beantwortet?

Schimke: Wir sind ein multiprofessionelles Team. Schwerpunktmäßig geht es oft um das Thema Einsamkeit. Darauf suchen Kinder und Jugendliche Antworten. Wie kann man mit Einsamkeit umgehen und wie kann man mit belastenden familiären Situationen zurechtkommen? Was sich häuft sind auch psychiatrische Fragen. Viele Kinder bringen zum Teil schwere Diagnosen und intensive Traumaerlebnisse mit. Wie kann ich mein Leben aushalten und verstehen? Diese Fragen zu beantworten ist auch der Grundauftrag von kids-line. Ich bin für dich da, ich höre zu, ich bin so gut wie möglich hilfsbereit, im Sinne wo bekommst du Hilfe. Hier übernehmen wir eine Brückenfunktion, wie man Kinder unterstützen kann, dass sie Hilfe bekommen, die ihr Leben positiv verändern kann. 

Also zuhören, verstehen und beraten wohin man sich wenden kann?

Schimke: kids-line ist eine anonyme Chat- und Telefonberatungsstelle. Es gibt keine persönlichen Face-to-Face Kontakte. Wir wollen die Personen sein, wo sich Kinder öffnen und Vertrauen aufbauen können, sich wohl und sicher fühlen. 

Was sind konkrete Traumata, mit denen Sie seitens der Kinder befasst werden?

Schimke: Wir haben viele Kinder mit Missbrauchs- und Gewalterfahrung, bzw. mit miterlebter Gewalt. Auch Verlust- und Trennungsthematiken spielen eine Rolle oder Patchworksituationen. Etwa wenn zum Beispiel für das Kind eine Bindungsperson durch Tod oder Trennung weggefallen ist. Bei diesem Themen haben viele Kinder mit den Folgeerscheinungen zu kämpfen.

Warum finden keine direkten Kontakte statt?

Schimke: Das hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile der Online- oder Telefonberatung ist die Niederschwelligkeit. Somit ist es für Kinder und Jugendliche möglich, sich in fast allen Lebenssituationen an uns zu wenden, weil fast jeder Zugang zu Telefon, Computer oder Tablet besitzt. Bei der Telefonberatung geht es auch um das Gefühl der Verbundenheit. Mit Stimme kann man ja Beziehung und Gefühl vermitteln. Aufgrund der Niederschwelligkeit ergeben sich auch viele Themen. Im Chat etwa testen Kinder aus wie weit sie gehen können bevor der Schritt zum Telefon überhaupt möglich wird. Am Telefon ist natürlich ein Stück weniger Anonymität vorhanden als im Chat. 

Wie gehen Sie als Betreuer mit schwierigen Situationen um, wenn Sie spüren, man müsste eigentlich die Polizei, das Jugendamt oder andere Institutionen verständigen?

Schimke: Wir können den Kindern nur Rückmelden, welche Form der Unterstützung aus unserer Sicht nötig wäre. Wir können zu bestimmten Situationen aufklären und eine Handlungsanleitung geben, für die jeweils individuelle Situation. Ziel ist es immer die Kinder- und Jugendlichen so zu stärken und zu stabilisieren, dass sie diesen Schritt von alleine gehen können. Dann ist sehr viel möglich. Die Selbstwirksamkeit ist in diesem Kontext heilsam. So erleben die Betroffenen das sie vielleicht zum ersten Mal selbständig eine Entscheidung treffen können und nicht fremdgesteuert sind. 

In welchem Alter werden Kinder- und Jugendliche von Kids Line betreut und wer steht hinter kids-line

Schimke: Ab wann sie sich selbstständig melden. In Regel von circa 8 Jahren bis ins junge Erwachsenenalter. Kids-line wird getragen von der Erzdiözese Salzburg und von Stadt und Land Salzburg gefördert. Um die Beratungen von kids-line weiterhin zu gewährleisten brauchen wir mehr Förderungen, um die gestiegenen Kosten abzudecken. Denn gleichzeitig steigt der Bedarf an. In den letzten 4 Jahren haben sich die Beratungen und Kontakte jährlich verdoppelt. 

Warum ist der Bedarf aus Ihrer Sicht gestiegen?

Schimke: Die Corona-Pandemie hat den Zugang befeuert. Probleme wie Gewalt, Einsamkeit, suizidale Gedanken, Stress und Druck in der Schule waren schon davor präsent. Sich Hilfe zu holen ist zudem ein Stück weit enttabuisiert worden. Die Ansammlung all dieser Entwicklungen und Geschehnisse hat dazu beigetragen, dass wir diese hohe Zahl an Betreuungen haben. Dazu kommen noch gesellschaftspolitische Entwicklungen wie Klimakrise oder Ukraine-Krieg die auch Kinder und Jugendliche beschäftigen. 

 

Kids-line: Wir sind für dich da, Wir sind für dich erreichbar –  täglich von 13-21 Uhr. Tel: 0800 234 123 www.kids-line.at