Salzburg - Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin

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Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin 

von Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sperl

Wenn ich 25 Jahre in meiner Tätigkeit zurückblicke, dann ist tatsächlich die Entwicklung vom Kinderspital zu einem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin bzw. für eine optimale Eltern-Kind-Versorgung hier am Uniklinikum zu verfolgen.

Es arbeiten die Universitätsklinken für Kinder- und Jugendheilkunde und Kinder- und Jugendchirurgie eng zusammen, ebenso gibt es eine enge Kooperation im Rahmen der Perinatologie mit der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Wesentlich sind auch über die Jahre die Bauentwicklungen zu sehen, die alle Brückencharakter haben. Es wurde einerseits die Neonatologie direkt an die Frauenklinik, den Kreissaal angedockt, damit war die Entstehung eines modernen Perinatalzentrums möglich. Weiters gibt es den Brückenbau über die Einfahrt des Uniklinikums Mülln mit der wichtigen interdisziplinären Versorgung auf der pädiatrischen Intensivstation, auf der Kinder-Akut-Neurorehabilitation REKIZ und damit auch eine Anbindung direkt an die Kinderchirurgie auf einer Ebene. Weitere Brückenverbindungen sind noch in Planung, so die Verbindung zwischen der Eltern-Kind-Station im Brückengebäude und der Neonatologie, auch ist das Ronald McDonald Kinderhilfe-Haus bereits im Entstehen mit geplanter Eröffnung 2022, wo auch hier über eine Verbindung die Eltern direkt in die Neonatologie bzw. in das Areal des Kinderzentrums gelangen können. 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Neben den baulichen Entwicklungen geht es aber vielmehr um die inhaltliche Zusammenarbeit, die nur möglich ist, weil gute Kollegialität und Interdisziplinarität überwiegt. Hier besteht über viele Jahre eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bereichen Geburtshilfe, Neonatologie, Kinderchirurgie, ein gutes Miteinander auf der interdisziplinären Intensivstation mit den Kinderanästhesisten, der eigenen Kinderradiologie, es gibt ein erfahrenes ernährungsmedizinisches Beratungsteam extra fürs Kinderzentrum, weiters ein eigenes Routine- und Speziallabor. Im Rahmen des Departments für Kinder- und Jugendpsychosomatik hat sich über die Jahre eine vorbildliche Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie über Liaisondienste und gemeinsamen Patientenaustausch entwickelt. Die pädiatrische Hämato-Onkologie ist in das österreichische Netzwerk der hämatoonkologischen Zentren eingebunden, internationale Vernetzungen bestehen mit unserem Spezial/Forschungslabor für mitochondriale Erkrankungen und in der Abklärung seltener Erkrankungen. Aus der Klinischen Genetik, einem früheren Sonderauftrag des Kinderspitals, ist eine moderne Einheit für Genetik entstanden, die sich jetzt hin zu einem Universitätsinstitut mit Akkreditierung und Auftrag für das gesamte Uniklinikum entwickelt.  

Personalisierte Präzisionsmedizin

Als visionärer Schwerpunkt des Zentrums gilt die individualisierte Medizin im Sinne einer personalisierten Präzisionsmedizin: Ein herausragendes Beispiel ist die exakte Abklärung von Kindern mit ungeklärten Erkrankungen, insbesondere einer geistigen Behinderung oder Entwicklungsstörung im Rahmen unserer Murmeltier-Sprechstunde. Wobei durch moderne genetische Sequenziermethoden, aber auch die Beweisführung auf funktioneller biochemischer Ebene kombiniert mit einer hohen klinischen Expertise wir zu einer hohen Ausbeute an Diagnosen kommen,  neue Krankheiten beschreiben und fallweise auch neue innovative Therapien angehen können. Die personalisierte Medizin drückt sich aber auch aus, in der individuellen Versorgung von Frühgeborenen und Neugeborenen mit dem speziellen NIDCAP (newborn  individualized developmental care and assessment programm-Profil, wo minimal invasiv und aufs jeweilige Kind bezogen unter engster Einbindung der Eltern Kinder von Geburt an auch mit niedrigstem Geburtsgewicht betreut werden. Eine besondere Betreuung ist natürlich auch durch unsere Spezialeinheit REKIZ gegeben, einer Kinder-Frühneurorehabilitationsstation, die als eigene Sonderkrankenanstalt Tagsatz-finanziert ist, wo aus ganz Österreich Kinder mit verschiedenen, schweren, neurologischen Schäden aufgenommen werden und frühzeitig hochintensiv individuell rehabilitiert werden. Auch bei der Palliativ-Medizin gibt es ein eigenes Team und hoffentlich auch bald die ensprechenden genehmigten Betten. 

Der Early-Life-Care-Gedanke 

Wir wissen, wie wichtig die richtige Bindung und Beziehung für Kinder im normalen Entwicklungsprozess, aber auch im Heilungsprozess sind. Wir bieten zum Thema einen eigenen PMU-Universitätslehrgang in Zusammenarbeit mit St. Virgil an, begleitet auch von einem Early Life Care Institut. Beim Early Life Care Konzept geht es nicht nur um interprofessionelle Ausbildung, richtige Anleitung und Schulung der Eltern, sondern auch um die Haltung des gesamten medizinischen Personals in einem Eltern-Kind-Zentrum. Es soll eine Early-Life-Care-Qualität im gesamten Bereich der Kinder- und Jugendmedizin inkl. Frauenklinik entwickelt werden.

Forschung und Lehre

Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin ist konstant eine der drei forschungsstärksten Einheiten des gesamten Universitätsklinikums der PMU. Im Forschungslabor arbeiten bis zu 20 MitarbeitInnen. Themen sind Forschung im Bereich von Neuropeptiden, mitochondrialer Energiestoffwechsel, Tumorstoffwechsel, Adipositasforschung, technische Neuerungen bei Beatmungsmaschinen für extrem kleine Frühgeborene.  Aktuell wird in einer PMU-Science Applications GmbH von Mitarbeitern der Kinderklinik eine effiziente und kostengünstige moderne COVID PCR-Testung angeboten, die große Unternehmen zur Mitarbeitertestung nutzen, der Ertrag fließt wieder in die Forschung zurück. Die Lehre ist ein gleichbleibender sehr wichtiger Aspekt am Kinderzentrum, einerseits in einer standardisierten Ausbildung der AssistentInnen, aber auch der TurnusärztInnen und natürlich auch im Unterricht mit den Studierenden. 

Viel erreicht

Es wurden Visionen wahr. Ein langer Atem hat sich gelohnt, ich durfte rückblickend essentielle bauliche Fortschritte und auch inhaltliche Brückenschläge erleben. Das Kinderzentrum ist heute eine moderne Klinik der kurzen Wege. Im Zentrum steht das Wohl der Patientinnen und Patienten von morgen. Der Early-Life-Care-Gedanke und damit das Wissen um den hohen Wert familiärer Bindungen, spannt sich wie ein schützender Bogen über unser gesamtes Wirken. Investition in die Gesundheit unserer nächsten Generation zahlt sich aus und rechnet sich letztendlich. Das Zentrum für Kinder und Jugendmedizin am Uniklinikum wurde in diesem Sinne gefördert, wofür mein besonderer Dank dem Land, dem Träger aber auch den zahlreichen Elternvereinigungen beziehungsweise Initiativen und Sponsoren gilt.