Sportverletzungen: Das Pech vermeiden und richtig vorbeugen

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Sport ist gesund und beugt vielen Krankheiten vor. Doch Sport birgt auch Risiken. Welche Massnahmen effektiv vor Verletzungen beim Sport schützen und welche Therapieformen bei Unfällen greifen, erklären Dr. Michael Hofer und Patrica Grein vom Tauernklinikum Zell am See?

 

Was sind häufige Formen der Sportverletzungen?

HOFER: Es gibt ein allgemeines Verletzungsmuster wie z.B. Kopfverletzungen bei Stürzen oder Knochenbrüche und Wunden. Darüber hinaus weist nahezu jede Sportart ein typisches Muster auf, z.B. bei Rad Stürzen ohne Protektoren. Häufig ist das Schlüsselbein von einem Riss oder Bruch betroffen. Ebenso kann es dabei zu Ellbogen-, Unterarm- und Handgelenksbrüchen kommen. Hier kann man präventiv eingreifen.

GREIN: Zu den häufigsten Sportverletzungen zählen Knochenbrüche und Prellungen am Knochen oder Muskel. Ebenso häufig kommt es aber auch zu Zerrungen oder Rissen. Dabei können Bänder, Sehnen oder Muskeln betroffen sein. Auslöser dafür sind in der Regel fehlendes oder falsches Equipment. Ebenso führt mangelndes Aufwärmen oder falsch ausgeführte Bewegungsabläufe oft zu vermeidbaren Verletzungen.

 

Verletzt im Sport: Welche Risiken kann es dafür geben?

HoFER: Spezielle Risiken lassen sich bei bestimmten Sportarten wie Klettern oder Paragleiten nicht vollständig ausschalten. Vorbeugend kann man für viele Sportarten das Verletzungsrisiko senken durch eine richtige Vorbereitung / Training, entsprechende Ausrüstung und Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.

GREIN: Stress ist einer der häufigsten Gründe für Verletzungen, Stürze und Umknicken bei Sportler:innen. Auch durch Konzentrationsmangel oder Überschätzung kommt es immer wieder zu Verletzungen, die vermeidbar wären. Ein zu schneller Wiedereinstieg in den Sport nach Verletzungen birgt auch Risiken für weitere Verletzungen. Ebenso kommt auch durch Fremdverschulden bei Vereins- und Kontaktsport (z.B. Foulspiel beim Fußball) zu einem erhöhten Risiko.

 

Gibt es Sportarten mit einem besonders hohen Verletzungsrisiko?

HOFER: So ist zum Beispiel Fußball viel verletzungsanfälliger als Schifahren. Und es gibt Sportarten mit dem Risiko einer schweren Verletzung wie etwa Klettern, Downhill und ähnliche Dinge.

GREIN: Besonders verletzungsintensiv sind Ballsportarten mit hohem Körpereinsatz wie Fuß- oder Handball. Doch auch rasanter Sport wie Skifahren und Inlineskaten gehört dazu. Allgemein sind natürlich die Gefahren bei risikoreichen Sportarten wie Kampfsport, Hockey, Reiten, Klettern oder Paragliding durch ihre Verletzungshäufigkeit bekannt.

 

Welche Formen der Behandlung gibt es bei Sportverletzungen?

HOFER: Die unfallchirurgische Behandlung erfolgt nach einer genauen Untersuchung und Beratung des Patienten konservativ (Verband, Gips, Physikaltherapie) oder falls nötig operativ.

GREIN: Sollte es sich nur um eine leichte Sportverletzung - wie Prellung, Zerrung oder Überdehnung handeln, ist es hilfreich, sofort nach der PECH-Regel zu handeln. Das bedeutet:

• Pausieren (ruhigstellen)

• Eis (Kälte anwenden)

• Compression (Druckverband anlegen)

• Hochlagern

 

Kreuzbandrisse stehen ganz weit oben in Sachen Sportverletzungen. Wie werden diese heute behandelt?

HOFER: Kreuzbandrisse werden, besonders bei Zusatzverletzungen (Meniskusriss), sowie einem instabilem Gelenk in der Regel operativ behandelt. Jedoch erfolgt immer eine Behandlung eines Menschen und nicht eines MR Befundes.

GREIN: Bei einer konservativen Behandlung nach Kreuzbandriss beginnt man direkt mit einer Rehabilitation. Ziel ist es dabei, die Muskeln, die das Knie stützen, soweit zu stärken, dass sie die Aufgaben des fehlenden Kreuzbands übernehmen können. Geeignete physio-therapeutische Übungen helfen zusätzlich dabei, die koordinativen Fähigkeiten wiederherzustellen.

 

Wie lässt sich denn eine Überlastung von einen Muskelfaserriss unterscheiden?

HofER: Durch eine genaue Anamnese und Untersuchung des Patienten (klinisch und z.B. mit Ultraschall)

 

Nutzen Bandagen etwas, die manche Läufer ums Kniegelenk tragen?

HOFER: Die Verwendung von Bandagen oder Orthesen ist mit dem Sportler individuell zu besprechen und kann manches Mal von Vorteil sein

GREIN: Verletzungen am Kniegelenk gehen mit Schmerzen und Unbeweglichkeiten einher. Stabile Bandagen reduzieren diese Schmerzen, schützen gegen weitere äußere Schädigungen und stabilisieren das Gelenk beim Laufen. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Bandagen am Markt, so dass jeder für sich die Richtige auswählen kann.

Auch Kinesio-Tapes können in vielen Fällen eine Erleichterung bei der sportlichen Aktivität bringen. Sie sollten allerdings von einem Fachmann/-frau angelegt werden, um auch den gewünschten Effekt bringen zu können.

 

Was kann man denn vorbeugend tun, um Gelenke zu schützen?

HOFER: Training d.h. Vorbereitung, Aufwärmen d.h. Vorbereitung vor der Sportausübung, Abwärmen um Lactat abzubauen, Protektoren und eine Einschätzung des eigenen Könnens.

GREIN: Neben einem ausreichenden Aufwärmtraining und regelmäßigem Stretching spielt vor allem die richtige Sportbekleidung und adäquate Ausrüstung eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Sportverletzungen. Überanstrengung sollte ebenso vermieden werden und anschließend auf ausreichend Ruhezeiten und Erholung achten. 

 

Wie erkenne ich denn, ob die Verletzung vollständig abgeklungen ist und ich wieder voll belastbar bin?

HOFER: Ist der Patient ohne Belastung beschwerdefrei kann eine langsame Steigerung der sportlichen Aktivität erfolgen unter Berücksichtigung der Heilungsdauer bei speziellen Verletzungen ( z.B. nach Kreuzbandoperation mehrere Monate )

GREIN: Das hängt natürlich sehr von Art und Strukturen der Verletzung ab. Am Beispiel einer Muskelzerrung kann man sagen, dass man mit leichten schmerzfreien Übungen beginnt, sobald die Schmerzen es erlauben. Das soll die Beweglichkeit verbessern und gleichzeitig die noch heilenden Muskeln schützen. Ein:e Physiotherapeut:in kann bei der Auswahl geeigneter Übungen unterstützen oder auch durch Lymphdrainage eine Schwellung schneller lindern. Ein leichtes Training ist
dann in den meisten Fällen nach 2 bis 6 Wochen
wieder möglich. Wenn ein vollständiger Bewegungsumfang ohne Schmerzen erreicht ist, kann man wieder mit größeren Belastungen beginnen. Beachten sollte man nämlich: Ein Muskel sollte erst komplett heilen, bevor man ihn wieder voll belastet und
Sport treibt. sonst besteht ein erhöhtes Risiko,
sich erneut zu verletzen.

 

Welche Therapieformen werden am Tauernklinikum eingesetzt?

HOFER: Wir bieten alle Therapieformen, an den Patienten und seine Verletzung angepasst an. d.h.: Ruhigstellung und Physikaltherapie, aber auch
eine sofortige Operation (z.B. Knochenbrüche) oder eine geplante Operation z.B. Kreuzbandversorgung bei einem instabilen Kniegelenk nach Physikaltherapie.

GREIN: Die Therapieabteilung am Tauernklinikum vereint verschiedenste Therapiemethoden für eine Rundum-Versorgung der Patienten. Durch enge Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten wird für jeden Patienten ein individueller Therapieplan erstellt. Ergänzend zur Physiotherapie bietet das Therapieteam auch Lymphdrainagen und Massagen sowie alle Anwendungen der Ergotherapie an. Nach dem stationären Aufenthalt können diese Anwendungen auch ambulant oder als Hausbesuch weiter in Anspruch genommen werden.

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