PSYCHOLGIE - Verschwörungstheorien auf der Spur

Wer glaubt an Verschwörungstheorien und warum sind diese so wirkmächtig? Eine Task Force der Deutschen Gesellschaft für Psychologie beschäftigt sich mit der Entstehung und Wirkung solcher Theorien.

 

Die bereitwillige Akzeptanz von und der oftmals sehr änderungsresistente Glaube an Verschwörungstheorien stellen ein Problem für demokratische Gesellschaften dar, da sie das Vertrauen in demokratische Institutionen und Prozesse. Eine Verschwörungstheorie erklärt ein Ereignis oder einen Umstand durch geheime Absprachen einer Gruppe von Personen zu deren Vorteil und dem Schaden der Allgemeinheit. Eine allgemeine Neigung von Personen, sich die Welt über Verschwörungstheorien zu erklären, bezeichnet man als Verschwörungsmentalität. Ein Beispiel: Die Behauptung, dass die Krankheit COVID-19 gar nicht existiere, ist erst dann eine Verschwörungstheorie, wenn hier kein wissenschaftlicher Irrtum vermutet wird, sondern das planvolle Handeln einer im Verborgenen agierenden Gruppe, die die Existenz dieser Krankheit wider besseren Wissens behauptet, um daraus einen Vorteil zu ziehen.

 

Was macht Menschen aus, die eher an Verschwörungstheorien glauben?

Menschen glauben unter anderem an Verschwörungstheorien, weil damit grundlegende menschliche Bedürfnisse befriedigt werden können. Beispielsweise stimmen Menschen, die sich selbst als nur wenig selbstwirksam erleben und das Gefühl haben, nur wenig Kontrolle über ihr Leben zu haben, Verschwörungstheorien tendenziell eher zu, weil ihnen dies ein gewisses Gefühl der Kontrolle gibt (man kennt die „Schuldigen“). Aber auch Menschen mit einem starken Bedürfnis danach, Muster zu erkennen, Verknüpfungen herzustellen und hinter den Ereignissen eine Absicht zu erkennen (z.B. auch in Naturereignissen), zeigen eine stärkere Zustimmung. Ähnliches lässt sich auch für Menschen sagen, die gerne einzigartig und besonders sein wollen. Es gibt keine belastbaren Hinweise, dass sich Männer und Frauen unterscheiden, wohl aber, dass Menschen mit geringerem Bildungsniveau Verschwörungstheorien eher zustimmen. Das liegt nach aktuellem Stand vor allem daran, dass Menschen mit einer geringeren formalen Bildung weniger Kontrolle über das eigene Leben wahrnehmen.

 

Wieso ist es so schwer, jemanden von einer Verschwörungstheorie abzubringen?

Es gibt zwei grundlegende Probleme, wenn man den Glauben an eine Verschwörungstheorie argumentativ verändern möchte. Zum einen sind Verschwörungstheorien allgemein schwer zu widerlegen, weil sie sich ihrer Natur nach auf Vorgänge im Geheimen beziehen. Dass keine Belege für eine solche Verschwörung vorliegen, wird in diesem Sinne sogar teilweise als Hinweis auf eine besonders gut gelungene Verschwörung interpretiert. Und zum anderen wird die Beurteilung von Argumenten durch den Glauben an die Verschwörungstheorie beeinflusst. Ein Beispiel: Wer annimmt, dass die Regierung mittels sogenannter Chemtrails die Bevölkerung systematisch manipuliert, der schenkt einer wissenschaftlichen Widerlegung dieser Annahme eher wenig Vertrauen. Schließlich sind entsprechende Gutachten wertlos, wenn die Wissenschaftler entweder der verschwörerischen Elite angehören oder durch diese manipuliert werden. Entsprechend gibt es empirische Belege dafür, dass wissenschaftliche Widerlegungen von Verschwörungstheorien bei den Anhängern dieser Theorien wenig bewirken. Wenn Menschen an eine bestimmte Sache glauben wollen, dann führt das zu sogenannten „motivierten Schlussfolgerungen“, d.h. Argumente werden nur dann als überzeugend bewertet, wenn sie die erwünschte Schlussfolgerung stützen.

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