Knochenleitungsimplantat sorgt für neuen Sound im Ohr

44-jähriger Salzburger erhielt neuartiges Implantat. Das Hörimplantat „Bonebridge“ liegt unter der Haut und sorgt für eine natürliche Klangqualität. Implantate können für Patienten mit Hörschädigung eine optimale Alternative zum Hörgerät sein.

 

Für viele Menschen mit einer Hörschädigung stellt ein Implantat die beste Alternative zu einem Hörgerät dar. Betroffene können dazu im Schwarzacher Kardinal Schwarzenberg Klinikum auf hohem medizinischem Niveau behandelt werden. Vor kurzem wurde hier einem Patienten ein neuartiges, besonders kleines Implantat eingesetzt. Der 44-Jährige aus Bad Gastein litt seit seiner Geburt aufgrund eines fehlenden Gehörgangs an einer hochgradigen Hörstörung. Jetzt kann er, insbesondere Sprache, wieder sehr gut verstehen. Die Lebensqualität des Pongauers hat sich dadurch deutlich verbessert.  “Das neue Knochenleitungsimplantat namens ‘Bonebridge’ liegt direkt unter der Haut, wandelt Schallinformationen in Vibrationen um und sendet diese über den Schädelknochen direkt an das Innenohr”, erklärt Clemens Huber, Primar der HNO-Abteilung in Schwarzach. Der Arzt setzte das Implantat der Tiroler Herstellerfirma MED-EL dem Pongauer Patienten, im Rahmen einer minimalinvasiven Operation ein. Der Patient zeigt sich vom Ergebnis begeistert: “Ich habe mein linkes Ohr trotz funktionierendem Innenohr zum Sprachverstehen nie richtig benutzen können, musste mich bei Unterhaltungen immer auf die andere Seite drehen. Jetzt hat sich mein Sprachverständnis signifikant verbessert, ich bin überglücklich.“ 

 

Geräte sind kleiner, ihre Klangqualität noch besser geworden

Die technische Entwicklung bei Hörimplantaten hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Die Geräte sind deutlich kleiner und die Klangqualität noch besser geworden. “Mit dem neuen, hier verwendeten Knochenleitungsimplantat, das komplett unter der Haut sitzt, ist es möglich, eine Störung der Schallübertragung gut zu kompensieren. Patienten, deren Innenohr noch gut funktioniert, können damit sehr gut versorgt werden”, so Primar Huber. “Die besonderen Vorteile liegen in einer kurzen Operationszeit mit sehr überschaubarem Operationsrisiko, sowie einem stabilen, schon sehr naturnahem Hörergebnis für die Patienten.”

 

Eingriff dauert nur rund eine Stunde

 Das Krankheitsbild dieses konkreten Falles ist insgesamt selten, es gibt aber eine Reihe von anderen Indikationen, bei denen Patientinnen oder Patienten mit dem neuen Implantat ein gutes Hören ermöglicht werden kann. Diese Operation wurde durch Primar Huber vor kurzem zum ersten Mal im Klinikum Schwarzach durchgeführt. Huber rechnet aber jährlich mit drei bis fünf Patienten, denen auf diese Weise ein gutes Hören ermöglicht werden könnte. “Der Eingriff dauert nur rund eine Stunde. Nach Abheilung der Wunde kann das Gerät eingeschaltet und eingestellt werden. Dafür sind in der Regel zwei bis drei Sitzungen nötig. Es ist für Patienten jedoch meist schon nach der ersten Einstellung ein gutes Hören möglich”, so Huber.

 

Höreinschränkungen

Der Grad einer Hörminderung wird in der Regel an der Hörschwelle des Ohrs, mit dem man besser hört, bestimmt. Jedoch kann auch eine schwere einseitige Hörminderung zu sehr starken persönlichen Einschränkungen führen. Denn auch dies beeinträchtigt das Sprachverständnis und die Richtungszuordnung von Geräuschen – vor allem in lauter Umgebung. Zudem ist Hören nicht gleich Verstehen. Durch Ausfall von bestimmten Frequenzbereichen hören Betroffene zwar oft noch etwas, können jedoch das Gesagte nicht mehr im Zusammenhang verstehen. Das ist häufig eine große Belastung für die Betroffenen.

Es werden folgende Grade einer Höreinschränkung unterschieden:

Leichtgradig schwerhörig (Hörverlust von 20–40 dB): Lärm stört das Sprachverständnis, Flüstern oder leise Geräusche werden kaum oder gar nicht wahrgenommen.

Mittelgradig schweRHÖRIG (Hörverlust von 40–60 dB): Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen.

Hochgradig schwerhörig (Hörverlust von 60–80 dB): Es wird ein Hörbehelf benötigt, um Gesprächen zu folgen, nur laute Geräusche werden gehört.

An Taubheit grenzend schwerhörig (Hörverlust von 80–95 dB): Nur sehr laute Geräusche werden wahrgenommen.

Gehörlosigkeit (Hörverlust größer als 90 dB).

 

Ursachen und Risikofaktoren

Schwerhörigkeit bei Erwachsenen kann verschiedene Ursachen haben. Bei vielen wird das Gehör mit zunehmendem Alter schlechter. Warum es zur sogenannten Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) kommt, ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielen normale Alterungsprozesse, eine jahrelange Lärmbelastung und eine erbliche Anlage eine Rolle.Starker Lärm kann das Trommelfell, das Mittel- und vor allem das Innenohr schädigen. Solche Schäden sind meist vorübergehend, es können aber Beeinträchtigungen zurückbleiben – etwa nach einem Knalltrauma. Eine chronische Lärmschwerhörigkeit kann auch von geringeren Lautstärken verursacht werden, wenn das Gehör ihnen regelmäßig ausgesetzt ist. Hörstörungen können zudem durch Verstopfungen des Gehörgangs mit Ohrenschmalz, chronische Mittelohrentzündungen, Infektionen wie etwa eine Hirnhautentzündung, einen Hörsturz oder eine Versteifung der Gehörknöchelchen (sogenannte Otosklerose) hervorgerufen werden. Seltenere Ursachen sind unter anderem Schädelverletzungen, Medikamenten-Nebenwirkungen und Tumoren.

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