INTERVIEW: Wenn das Eisen im Körper fehlt!

Eisenmangel ist mittlerweile ein relativ häufiges Phänomen in der Bevölkerung. Unser Körper benötigt jeden Tag rund 10 bis 15 mg Eisen. Dr. Walter Wührer, Facharzt für Allgemeimedizin erklärt im Interview die wichtigsten Fakten zum Thema Eisenmangel.

 

Warum kommt es überhaupt zu einem Eisenmangel? 

Dr. Wührer: Man muss wie bei allen Defiziten drei Bereiche beachten. Wird Eisen in der Nahrung ausreichend zugeführt? Fleischlose Ernährung kann ein Risikofaktor für Mangelernährung und Eisenmangel sein. Wird Eisen im Verdauungssystem ausreichend aufgenommen? Viele Menschen haben zum Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme, u.a. durch Stress, zu wenig Magensäure, was die Aufnahme von Eisen beeinträchtigen kann. Gewisse Genussmittel wie Tee und Kaffee können ebenfalls die Eisenaufnahme hemmen. Eine gleichzeitige Einnahme von Vitamin C begünstigt hingegen die Eisenaufnahme. Die Zitrone zum Schnitzel hat also Sinn. Auch B-Vitamine und Kupfer sind wichtige Bestandteile des Eisenstoffwechsels. Insgesamt braucht es ein gut funktionierendes Darmmilieu und eine gesunde Schleimhaut, wenn Nährstoffe ausreichend aufgenommen werden sollen. Zuletzt geht es auch darum, ob Eisen im Körper zu stark verbraucht wird oder verloren geht. Chronische Infekte, Entzündungen und Tumorerkrankungen aber auch starke körperliche Belastungen (Sport, Wachstum, Schwangerschaft) können zu einem starken Eisenverbrauch führen. Eisen kann durch akute (z.B. Operationen) oder chronische Blutverluste (z.B. Darmschleimhautpolypen) oder typischerweise auch bei starker Regelblutung durch Hormon-Dysbalancen verloren gehen. 

 

Woran erkenne ich, dass ich an einem Eisenmangel leide?

Dr. Wührer: Die Symptome sind so vielfältig wie die Wirkungen von Eisen: Erschöpfungszustände, Müdigkeit, mangelnde Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, (Wochenbett-)Depressionen, Ängstlichkeit, Panikattacken. Nackenverspannungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Haarausfall, brüchige Nägel, eingerissene Mundwinkel, Infektanfälligkeit, Kälteempfindlichkeit, unruhige Beine, Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In fortgeschrittenen Fällen mit Anämie (Blutarmut) auch Herzklopfen, Atemnot – schon bei geringer Anstrengung oder sogar in Ruhe, blasse Haut und Schleimhäute (z.B. sichtbar an einer völlig blassen Schleimhaut an der Innenseite des Unterlids).

 

Wie wird ein Eisenmangel diagnostiziert?

Dr. Wührer: Neben den teilweise typischen Symptomen  gibt es auch eine mitunter anspruchsvolle Abklärung mittels Labordiagnostik. Während die direkte Bestimmung des Eisens selbst nahezu sinnlos ist, muss mit indirekten Parametern wie das Speichereisen (Ferritin) auch auf latenten Eisenmangel untersucht werden. Da Ferritin bei Entzündungen erhöht sein kann, ist eine Untersuchung ohne gleichzeitige Bestimmung von Entzündungsparametern wenig aussagekräftig. Auch die Normwerte um die 20 Mikrogramm/l verleiten zu Fehlinterpretationen. Es ist wenig bekannt, dass die meisten Symptome schon ab Ferrtinspiegel unter 50 Mikrogramm/l auftreten bzw. die optimale Versorgung erst bei einem Ferritinspiegel von 100 gegeben ist (Schaub et al.). Diese Tatsache ist meiner Erfahrung nach auch den meisten ÄrztInnen nicht bekannt, wodurch besonders Frauen, mit den typischen Eisenmangelsymptomen, unnötige Untersuchungen und wirkungslose Therapien erdulden müssen, ohne die wahre Ursache der Beschwerden zu erkennen.

 

Welche Möglichkeiten gibt es, einen Eisenmangel zu behandeln?

Dr. Wührer: Neben der Behebung von Ursachen im Zusammenhang mit Eisenmangel kann die Zufuhr von Eisen  – je nach Schweregrad – über Ernährungsumstellung, Nahrungsergänzungsmitteln oder Eiseninfusionen erwogen werden. Wer kein Freund von Blutwurst ist, kann seinen Eisenspiegel mit eisenreichen Lebensmittel wie Sesam, Haferflocken oder Spinat erhöhen. Während die üblichen Eisentabletten oft schwer im Magen liegen und zu Übelkeit und Verstopfung führen können, gibt es auch besser verträgliche pflanzliche Eisenpräparate aus Curryblattextrakt. 

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