PSYCHOLOGIE: Wie stärke ich die psychische Gesundheit meines Kindes?

Nicht nur Erwachsene sondern auch Kinder können unter massivem Stress leiden. Social Media, Corona oder Schulstress, sind Faktoren von heute, mit welchen frühere Generationen nicht konfrontiert waren. Umso mehr bedarf es Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen.

 

Psychischen Stress kennen wir wahrscheinlich alle. Der tägliche Termindruck, eine im Laufe der Woche steigende Unlust unangenehmen Verpflichtungen nachzukommen bis hin zu körperlichen Reaktionen durch zu viele Aufgaben, welche in zu wenig Zeit bewerkstelligt werden sollten. All‘ das hat massive Auswirkungen auf unsere eigene psychische Gesundheit.

 

Neue Lebenswelten

Kinder und Jugendliche in unserer Zeit durchleben eine völlig andere Kindheit als es früher noch der Fall war. Heute wird der Alltag nicht mehr nur von Schulaufgaben bestimmt, sondern vielmehr von sozialen Medien, welche oftmals zu sozialem Rückzug und massivem Interessensverlust am realen Leben führen können. Ganz besonders während Corona haben Kinder hier, ob der vorgegebenen Maßnahmen, zusehends verlernt sich miteinander auszutauschen und füreinander da zu sein. Sich zu spüren und zu wissen, dass der / die andere zuhört, eigene Emotionen widerspiegelt und einen auch auffängt. Die berühmte beste Freundin gibt es heute fast nicht mehr. Stattdessen schicken sich Kinder nur noch irgendwelche Emojis, oder versuchen vielleicht sogar sich gegenseitig zu verletzen, was über soziale Medien auch kein Problem mehr darstellt. Wenn man jemanden nicht mag, kann man das ganzen Gruppen zeitgleich mitteilen und so ganze Meinungsbilder steuern.

 

Stresssymtome und Folgen

Psychischer, oftmals von außen suggerierter, Stress kann bei Kindern und Jugendlichen massive Folgen haben wie beispielsweise:

  • Ängste, u. a. Schulangst, Zukunftsängste, Verlustängste
  • Schulunlust
  • Traurigkeit, Interessenverlust
  • sozialer Rückzug

häufig kommen auch noch körperliche Symptome hinzu, wie zum Beispiel:

  • Essstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen

Gespür und Vertrauen aufbauen

Das sind alles Auswirkungen mit denen man Kinder keinesfalls alleine lassen sollte. Wenngleich dass aber auch bedeutet, sich für Kinder explizit Zeit nehmen zu müssen, um mögliche Wesensveränderungen überhaupt wahrnehmen zu können.

Fast noch wichtiger als Zeit ist hier zudem auch ein gutes Gespür und ein intensiver Vertrauensaufbau. Denn Kinder haben es in der Regel noch nicht gelernt über ihre eigenen Gefühle zu sprechen. Viele verkriechen sich stattdessen lieber und leben im Außen, als wäre alles in Ordnung. Weil ihnen meist auch ganz einfach (noch) die Worte fehlen überhaupt auszudrücken, was sie eigentlich bräuchten und sie sich von ihren Bezugspersonen wünschen würden. Insbesondere wenn Eltern selbst nicht gerne über Gefühle sprechen und nicht zugeben, wenn es ihnen schlecht geht, oder das über Leistung kompensieren, übernehmen Kinder eben dieses Verhalten und verlieren sich häufig im eigenen selbst. Sie haben in diesen Lebenssituationen niemanden der ihnen vorlebt, sich spüren zu lernen und auszudrücken, was sie emotional benötigen.

Im Zustand dieser emotionalen Leere und Hilflosigkeit können dann Symptome wie Ängste entstehen, oder auch körperliche Reaktionen wie beispielsweise Essstörungen. 

 

Magersucht oder Bulimie

Insbesondere was Essstörungen betrifft beobachten wir hier in der Psychologie zwei unterschiedliche Grundcharaktere. Kinder, die gelernt haben, sich über Regeln zu definieren und Leistung zu bringen haben öfter mehr Tendenzen eine Magersucht zu entwickeln (häufig gepaart mit einem immer ausgeprägteren Sportverhalten) als Kinder, die sich emotional leer fühlen und sich nach Nähe und Fürsorge sehnen. Hier wird öfter ein bulimisches Verhalten beobachtet, um so die vereinsamte Seele durch Essen zu trösten.

Wenngleich diese Beispiele natürlich sehr vereinfacht dargestellt sind, stellen sie dennoch eine Grundtendenz einer möglichen Veränderung des Essverhaltens dar, welches Eltern so gut im Auge behalten können.

 

Vorleben mit Schwächen umzugehen

Zusammengefasst sollten Eltern immer Acht darauf geben, dass sie, was den Umgang mit Stress und die eigene Art zu leben betrifft eine Vorbildwirkung für ihre Kinder haben. Je mehr Sie lernen auf sich selbst zu achten, umso mehr werden es auch ihre Kinder lernen. Lassen Sie Schwächen und auch Ängste zu und zeigen vor, wie man damit umzugehen kann.

Symptome wie bspw. Essstörungen entstehen meist aus seelischer Einsamkeit. Je mehr Nähe Sie zu ihren Kinder haben, umso mehr Hilfestellung bieten Sie ihnen bei der Entwicklung ihrer eigenen kleinen Persönlichkeit. Wie wir später mit Stress umgehen, lernen wir nämlich bereits in unserer Kindheit.

 

Vorschläge für die praktische Umsetzung im Alltag um Stress zu vermeiden.

  • Wiederkehrende Rituale vermitteln Kindern immer ein Gefühl von Verlässlichkeit
  • Versuchen Sie möglichst viel Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen: kochen Sie gemeinsam, planen Sie 1-2 feste Spielabende (Musikabende, o.ä.) ein.
  • Gestalten Sie Wegzeiten gemeinsam – begleiten Sie Ihre Kinder in der Früh noch ein Stück zur Schule, auch wenn Sie schon dringend ins Büro müssen. Stehen Sie dafür lieber früher auf. Oftmals erzählen Kinder beim Gehen leichter von Ihren Sorgen.
  • Leben Sie Ihren Kindern vor wie Sie mit Sorgen und Stress umgehen und ermutigen Sie sie dazu sich so auch zu öffne.
  • Schenken Sie Ihren Kindern bewusst Aufmerksamkeit – legen auch Sie beim Essen das Handy weg und versuchen Sie emotional immer mehr anwesend und auch wirklich aufmerksam zu sein (unabhängig davon wieviel Stress Sie gerade haben). Die Zeit mit Ihren Kindern ist die wertvollste die Sie haben!

 

von Dr. Sabine Viktoria Schneider

 

Foto: Pixabay

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