Onkologie: Die Überlebensraten sind signifikant gestiegen

Über die meisten Krebserkrankungen sind in den letzten wenigen Jahren die Überlebensraten signifikant gestiegen, darunter auch unter ehedem schwer behandelbaren, wie Krebserkrankungen des Kopf/Halsbereiches, der Lunge, des schwarzen Hautkrebses (Melanom), des Dickdarms oder Mastdarmbereichs, aber auch der hoch bösartigen Lymph­knotenkrebserkrankungen und anderen Tumoren. Dabei steigen sowohl die Heilungsraten in lokalisierten Stadien, als auch die Lebenszeiten mit einer Tumorkrankheit in ausgedehnten und abgesiedelten Stadien der Erkrankungen.

Diese deutlich verbesserten derzeitigen und vor allem zukünftigen Aussichten sind durch eine Reihe von Gründen bedingt. Erstens und vor allem, dramatisch verbesserte medikamentöse Tumortherapien. Diese umfassen einerseits sogenannte zielerichtete Therapien mit kleinen Molekülen, die die krebserregenden Eiweißmoleküle, die aus Veränderungen der Erbinformation resultieren hemmen. Diese Medikamente blockieren damit zentrale Signalübertragungen in den Tumorzellen, die diesen einen Überlebensvorteil, höhere Wachstumsraten und Eigenschaften vermitteln, die zur Überproduktion krankhafter Gefäße zur Tumorernährung, sowie zur Unterdrückung des Immunsystems helfen.

Auf KI basierte Medikamente

Im Rahmen der zielgerichteten Therapien wurden und werden immer mehr derartige kleine Moleküle hergestellt. Diese sind besonders erfolgreich bei Lungencarcinomen, sowohl in der Erhaltungstherapie nach erfolgter Operation in lokalisierten Stadien, als auch in metastasierten Stadien. Patienten weisen in ihrem Tumor Mutationen in sehr verschiedenen Genen und innerhalb eines Gens an sehr unterschiedlichen Stellen auf. Auch unter Einsatz künstlicher Intelligenz können nun immer spezialisiertere Medikamente hergestellt werden, die immer mehr dieser unterschiedlichen Mutationen angreifbar machen.  Die Medikamente können aber auch so in silico designt werden, dass sie bisherige Gewebeschranken besser überwindbar machen und somit etwa Hirnmetastasen erfolgreich angreifbar machen oder, dass sie bestimmte unangenehme oder gefährliche Nebenwirkungen vermeiden helfen.
Auf ähnliche Weise sind bei fast allen Subtypen von Brustkrebs, aber auch bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse, und vor allem bei erblichen Formen des Brust- oder Eierstockkrebses, bei Melanomen aber auch bei bestimmten Formen lymphatischer Leukämien und Lymphomen substanzielle Fortschritte erzielt worden, sehr viel mehr Anwendungen stehen unmittelbar bevor.

Angriff in der Tumorzelle

Eine zweite wichtige Schiene der Verbesserung liegt in der Herstellung von Eiweißsonden (monoklonalen Antikörpern), die mit Zytostatika kombiniert sind. Bei diesen Antikörper-Medikamenten Konjugaten führt die Eiweißsonde, die spezifisch die Tumorzellen erkennt, das Medikament in bis zu 1000-fach höherer Konzentration, als das Medikament in die Blutbahn verabreicht werden könnte, direkt und fast ausschließlich in die Tumorzellen. Die größten Fortschritte sind damit derzeit bei Her2 positiven und tripel negativem Brustkrebs, insbesondere mit Absiedelungen im Gehirn, bei Eierstockkrebs, und bei Lymphknotenkrebserkrankungen zu erzielen. 

Immuntherapien

Eine dritte wichtige Schiene sind die Immuntherapien, wobei mit Anitkörpern der ersten Generation (sogenannten Checkpoint Inhibitoren) vor allem bei Lungen- und Kopf-Halskrebs, Leber- und Gallengangscarcinomen, Speiseröhren- und Magenkrebs, sowie Melanomen und Nieren- sowie Harnblasencarcinomen besonders große Erfolge, meist in allen Stadien der Erkrankung erzielt werden können. 
Diese Form der Immuntherapie hat in ihrer Breite und in ihrem Ausmaß an Effektivität einen Durchbruch vergleichbar der Einführung von Zytostatika gebracht. In der jetzigen Entwicklung werden zudem Immuntherapien angewendet, bei denen die tumorerkennenden Eiweißsonden zeitgleich Abwehrzellen an den Tumor heranbringen und diese massiv aktivieren. Damit kann vor allem die durch den Tumor bedingte Unterdrückung der Immunabwehr aufgehoben werden. Diese Verfahren sind extrem erfolgreich bei fast allen Krebserkrankungen des lymphatischen Systems.
Letztlich gibt es eine sehr starke und extrem rasche Entwicklung zellulärer Immuntherapien, bei denen die Abwehrzellen der Patienten entnommen und gentechnisch gegen den Tumor scharf gemacht werden (sogenannte CAR T Zell Therapien). Diese Therapien revolutionieren derzeit die Behandlung lymphatischer Tumorerkrankungen.

Ohne Chemotherapie

In vielen Situationen werden chemotherapiefreie, vor allem Immuntherapien zunehmend zum Standard, reduzieren Nebenwirkungen und erhöhen die Wirksamkeit oder machen in speziellen Situationen von Mastdarmkrebs Operation mit künstlichem Darmausgang und Strahlentherapie überflüssig. Gleichzeitig werden durch immer bessere Abstimmung mit den Chirurgen und die bessern medikamentösen Therapien immer mehr Patienten auch im metastasierten Stadium sinnvoll operabel. 

 

Prof. Dr. Richard Greil

Das Salzburger Magazin für Medizin, Gesundheit und Freizeit

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