Stimmstörungen können zahlreiche Ursachen haben. Sie reichen vom akuten Infekt, Organüberlastung, chronischen Entzündungen, Gewebsbildungen wie Knötchen, Cysten und Polypen bis zu Lähmungen und psychischen Stimmstörungen. Stimmexperte und HNO-Arzt, Prof. Dr. Josef Schlömicher-Thier weiß, wie man wieder eine volle Stimme erlangt.
Für die Diagnose benötigt man zuerst einmal eine gutes Ohr und Empathie, dann sind natürlich verschieden Instrumente, wie Videoendoskope, akustische Analysegeräte und Anlagen zur Bestimmung der Stimmleistung und Bestimmung der Stimmgattung, die zum Beispiel bei angehenden Sängern, wichtig ist. Entscheidend ist auch, dass mit diesen Untersuchungen für den Patienten eine Bespiegelung seiner Situation möglich ist und er dadurch wichtige Einsichten in die Diagnose und eine Motivation für die regelmäßige Anwendungen von Therapien und Heimübungen bekommt. „Ich denke da an eine junge Mutter, die nach einer Schilddrüsen-OP die Singsstimme verloren hat. Ihr sehnlichster Wunsch war, wieder ihren Zwillingen ein Kinderlied vorsingen zu können, nach einer genauen Diagnostik konnte herausgefunden werden, dass der Nerv für die Höhenregelung der Stimmlippen gestört war, aber die Stimmlippen beidseitig unauffällig schließen konnten. Nach meiner therapeutischen Anleitung mit gezielten Stimmübungen könnte sie ihren Zwillingen wieder vorsingen“, erklärt Dr. Schlömicher-Thier den wichtigen Faktor Diagnostik.
Psychische Faktoren bei Stimmeinschränkungen
Psychoemotionelle Anspannungen und persönliche Konflikte habe einen großen Einfluss auf die Stimmfunktion, besonders Frauen nach einer posttraumatischen Belastungsstörung neigen zu wiederholten Aphonie Episoden, die lange anhalten können, wenn sie nicht erkannt werden. Es gibt hier bestimmte Veränderungen der Stimmlippenbeweglichkeit, die endoskopisch feststellbar sind und so die Entscheidung einen Psychotherapeuten beizuziehen erleichtert. Ebenfalls können psychische Erkrankungen (Depressionen, Ängste, Lampenfieber) den Fortschritt einer Gesangsausbildung behindern und Gesangskarrieren unmöglich machen. Hier ist ein rechtzeitige Therapie und Coaching notwendig.
Erfolgreiche Stimmtherapie – wie kann das aussehen?
Die Stimmtherapie muss in enger Verbindung zu der Diagnose stehen. Eine Stimmlippenlähmung hat ein anderes Therapiekonzept als eine psychogen Stimmstörung. So auch bei einer Stimmschwäche mit Stimmlippenatrophie, im Gegensatz zur einer hypertensiver Stimmstörung. Wichtig ist es schon bei der ersten Begegnung mit den Stimmpatienten einen Therapieplan zu erstellen, der in Bezug zur Diagnose steht und den Patienten motiviert und den betreuenden Stimmtherapeuten aufklärt. Schlömicher-Thier: „Wichtig ist hier die manipulative Stimmtherapie, die man im akuten Anlassfall einer Stimmerkrankung einsetzen kann, wenn Verspannungen die Halsmuskeln und die Larynxaufhängung verkürzen und so durch die Einengung der Resonanzräume zur unangenehmen Klangveränderungen der Stimme führt“.
Der Schwäche-Schlafkrankheit entgenwirken
Die Schlafstörungen nehmen zu, viele Menschen werden beruflich sehr gefordert, stehen unter Stress und finden wenig Zeit eine notwendige Schlafhygiene zu gestalten. Aufgrund von Ernährungs- und Lifestyle-Fehlern nimmt das Übergewicht zu. Dies verändert die inneren Atemräume wie Pharynx (Rachen) Hypopharynx (Schlund) und Larynx (Kehlkopf). Es entstehen Engstellen, die beim Einatmen zusammengezogen werden und wie ein Verschluss-Ventil wirken und zu Schnarchen führen. Aber auch schlanke Menschen können diesem Phänomen unterliegen, wenn ein Missverhältnis zwischen Mund- und Nasenatmung vorliegt, bedingt durch nasale Engstellen wie Verkrümmung der Nasenscheidewand (Septum) oder aufgeblähte untere Nasenmuschel durch Allergie oder chronische Schleimhausreizung wie Austrocknung und toxischen Staubpartikel aus der Umwelt. Hier wäre eine gezielte Therapie notwendig wie Allergieentwöhnung (Hyposensibilisierung) und Medikamente sowie regelmäßige Nasenpflege mit Nasenduschen und Pflegesprays.
Bei chronischer Schwellung der Nasenmuscheln kann mit einem Laser die Nasenmuschel behandelt werden, sodass sie schrumpfen und so die Nasenatmung verbessern und das Schnarchen behandelt. Diese Therapie wird in unserer Praxis durchgeführt, wobei vorher eine endoskopische Abklärung und eine Bestimmung der Schnarchebene mit einem akustischen Analysegerät die Schnarchgeräusche über die Nacht aufgenommen und mittels KI analysiert werden. Ebenfalls wird in unserer Praxis eine Schlafapnoescreening angeboten.
Prof. Dr. Josef Schlömicher-Thier Sänger und Stimmspezialist Das Spiel mit der Stimme entdeckte Dr. Schlömicher-Thier schon im Volksschulalter. Mit seinem damals klaren Knabensopran sang er überall, wo sich Gelegenheit bot, bis hin zum Stall im elterlichen Bauernhof. Später wurde ein Gesangslehrer in Graz auf ihn aufmerksam und sein musikalischer Weg ging vom Konservatorium zur Musikhochschule in Graz. Der gebürtige Steirer ist auch ausgebildeter Opernsänger (Bariton). „Beim folgenden Studium der Medizin hat mich der Stimmapparat besonders fasziniert. Die Stimme und die Medizin war für mich immer eine Verbindung, die mich letztlich zum Facharzt für HNO-Heilkunde führte mit dem Schwerpunkt Laryngologie (Kehlkopfheilkunde) Ein glücklicher Umstand führte mich nach Salzburg, wo ich meine Fachausbildung absolvierte und die Stimmambulanz aufbaute“, so Schlömicher-Thier. Seit 1996 ist der Stimmexperte medizinischer Betreuer der Salzburger Festspiele und unterstützt Künstler und Mitarbeiter bei stimmlichen Problemen bis hin zu psychotherapeutischem Bedarf. Schlömicher-Thier ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Austrian Voice Institute, ein interdisziplinärer Arbeitskreis zu allen Aspekten des Themas „Stimme“.